378

von UliStein

Wer sich über die Überschrift meines ersten Blogbeitrags wundert, ganz einfach: das ist die Anzahl der Pflichtspiele, die Alex Meier im Verlauf der vergangenen 12 Jahre für die Eintracht absolviert hat. Bundesliga, zweite Liga, Europapokal, DFB-Pokal und Relegation, alles war dabei. Insgesamt hat er 144 Tore geschossen, 56 Tore vorbereitet, 41 gelbe und drei gelb/rote Karten gesehen. Das sind die beeindruckenden Daten einer langen Laufbahn, die nur die wenigsten Spieler bei einem Verein absolvieren.

Neben diesen rein “technischen” Daten ist er aber auch etwas anderes. Ein faszinierendes Beispiel, wie sich die Wahrnehmung eines Spielers im Laufe einer Karriere verändern kann. War er zunächst Mitläufer, wurde er (zusammen mit Benni Köhler) in den letzten beiden Jahren unter Funkel zu einem der am kritischsten gesehenen und oftmals ausgepfiffenen Spieler des Teams, dem phasenweise sogar ein Verhältnis mit der Tochter des damaligen Übungsleiters als Grund für die Berücksichtigung unterstellt wurde. Diese Sicht auf den Spieler durch das oftmals sehr kritische Frankfurter Publikum hat sich meiner Meinung nach in der Saison 2011/2012 stark gewandelt, die ihn als einen der Garanten für den direkten Wiederaufstieg gesehen hat. Seitdem immer mindestens acht Tore schießend stieg er spätestens mit der Torjägerkanone 2014/2015 in den Rang eines Fußballgottes auf.

Jedoch markiert in meinen Augen diese Überreichung der Trophäe, die er bereits in Jeans entgegennahm, einen erneuten Wendepunkt in seiner Karriere. Denn in den letzten beiden Saisons schaffte er es nur auf jeweils ca. 20 Spiele, auf der einen Seite immer wieder von Verletzungen behindert, und dazu in der letzten Saison auch noch vom Trainer einige Male auf die Ersatzbank verbannt.

Und jetzt kommt eine dritte Eigenschaft zum Tragen, die das Verhältnis von Alex und den Fans wie ich finde auszeichnet, er polarisiert die Anhängerschaft. Das tut er mit absoluter Sicherheit nicht bewusst, aber es passiert. Man kann nahezu jeden fragen, sei es im Stadion oder wo auch immer, jeder hat eine Meinung zu Alex, seiner Situation und wie man am besten damit umgeht.

Das geht von der bedingungslosen Treue (Stichwort Groupies) bis hin zur Empfehlung, die Karriere doch jetzt bitte am besten morgen zu beenden. Ich persönlich befinde mich da so irgendwo bei‚ “eigentlich würde ich ihm wünschen, nochmal zurück zu kommen, es fällt mir aber immer schwerer, daran zu glauben”. Auch und vor allem im Licht der Hiobsbotschaften der letzten Tage, wie gut oder schlecht diese auch immer kommuniziert wurden.

Nun wird aber der eine oder andere fragen, warum schreibt er das alles? Nun, ganz einfach. Ich wünsche mir mehr Ruhe und Gelassenheit im Umgang mit dem Spieler Alex Meier und seiner Position im Team. Nicht jeder, der Zweifel an seiner Fitness äußert, möchte ihm etwas Böses, genauso wie nicht jeder, der ihn verteidigt, automatisch ein Groupie ist. Alex ist Teil dieser Mannschaft, daher wird über ihn gesprochen, aber das muss doch nicht immer gleich mit dem Messer zwischen den Zähnen passieren.

Und als letzter Punkt noch eine kurze Anmerkung zur Kommunikation der letzten Tage. Ich fand es von beiden Seiten extrem unglücklich, sich quasi über die diversen Blätter auszutauschen. Ich will jetzt gar nicht werten, wer da angefangen und wer nur repliziert hat. So was klärt man intern, verdammt noch mal. Denn schließlich, und (wenigstens da) stimme ich mit Wolfgang Steubing überein, reden wir hier von einem der größten Spieler der Eintracht seit Grabowski, Hölzenbein und Körbel.

3 Gedanken zu „378“

  1. Der Meier, der, über den ich schon immer behauptete: nagelt ihn auf dem Elfmeterpunkt fest und füttert ihn mit Zuspielen?

    Nach den vielen Meierjahren glaube ich umso mehr daran, dass das für ihn die beste Spielmöglichkeit gewesen wäre, dass genau das zu seiner Veranlagung gepasst hätte. Letztlich war es unter dem ungeliebten Schaaf so. Und er holte die Torjägerkanone.

    Jetzt wird das nix mehr, leider. Haltet ihn in Ehren. Ich bin gespannt, wo er nach der aktiven Laufbahn bei der Eintracht landet – Steubing sagte ja, er habe einen Anschlußvertrag. Persönlich glaube ich, Jugendtrainer könnte zu ihm passen. Ich kann mir den guten Alex Meier einfach nicht in einer “verantwortungsvollen” Position vorstellen, in der er auch öffentlich argumentieren muss.

  2. Unter Schaaf gab es das von dir angesprochene “Spielsystem Meier” Korken. Spielt Alex am Strafraum oder im Strafraum an – den Rest macht er schon.
    Für den Spieler war es natürlich gut und seinen persönlichen Erfolg hatte er auch- selbstverständlich profitierte auch die Eintracht davon. Wobei ich glaube, dass es für die Gesamtentwicklung des Spiels bei Eintracht Frankfurt eine Bremse war. Es ist einfach zu gefährlich ein Spiel auf einen einzigen Spieler zu zuschneiden. Wer erinnert sich nicht an Sätze wie “Was machen wir nur, wenn Meier nicht mehr trifft oder sich verletzt”. Das haben wir auch gesehen mit dem fast Abstieg. Meier verletzt ab dem 24 Spieltag und es nur dank neuem Trainer und neuem Spielsytem konnte man sich retten. Letztes Jahr hatten wir in der Hinrunde zig verschiedene Torschützen, aber keinen Stürmer der sich anhand der Tore absetzen konnte (obwohl Rebic und Hrgota mehr als genug Möglichkeiten hatten) von den anderen- dies wurde in der 2. Saison Hälfte zum Problem.

    Also schauen wir mal was nächste Saison bringt

  3. Ich befürchte ebenso, dass Meier aufgrund Verletzungen, Taktik und schließlich auch nachlassender Leistungsfähigkeit – in den paar Spielen, in denen er heuer in der Anfangs-11 stand spielte er oft schwach (OK, ebenso schwach wie die komplette Mannschaft – aber schwach) – also leider auch wegen nachlassender Leistungsfähigkeit nur noch sporadisch und un den seltensten Fällen über 90 Minuten spielen wird.
    Ein anderer Aspekt: So wie ich ihn in Interviews wahrnehme ist er auf keinen Fall eine Führungsfigur. Ihn als Kapitän einzusetzen fand ich äußerst seltsam. Wahrscheinlich wollte er unbedingt Kapitän werden aber nie so richtig sein. Damit hat man ihm keinen Gefallen getan.

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