Benni, der Mittelstürmer

von UliStein

Wir schreiben Samstag, den 21. August 2004. Die Eintracht aus Frankfurt (gerade mal wieder in Liga 2 beheimatet) gastiert in der ersten Runde des DFB-Pokals beim Ligarivalen Rot-Weiß Erfurt. Das zähe Spiel endet nach 90 Minuten 1:0. Das Tor des Tages erzielt ein gewisser Patrick Ochs in der 73. Spielminute auf Vorlage des damals noch sehr irdischen Alex Meier. Warum ich dieses Spiel hier erwähne? Es war das erste Pokalspiel von insgesamt 22, die Benjamin Köhler für die Eintracht absolviert hat, sogar noch als Mittelstürmer.

‘Benni’, wie er eigentlich Zeit seiner Karriere, sei es in Berlin, Duisburg, Frankfurt oder schließlich wieder in Berlin genannt wurde, hat kürzlich bekannt gegeben, seine aktive Karriere zu beenden. Nach insgesamt 6 Spielen im UEFA-Cup, 169 in der Bundesliga, 140 Spielen in der zweiten Liga, 137 Spielen in diversen Ober- und Regionalligen und insgesamt 25 Spielen im DFB-Pokal. Und von diesen insgesamt 478 Spielen hat er die Mehrzahl, genau gesagt 258, zwischen 2004 und 2013 im Trikot der Eintracht gemacht. Selten spektakulär, aber immer engagiert. Technisch gut, manchmal nach meiner Erinnerung etwas verspielt. Häufig hart, nach meinem Empfinden zu hart, kritisiert, kam er gleichzeitig mit Alex Meier und war mit dem späteren Fußballgott irgendwie in einer Schicksalsgemeinschaft verbunden. Nachdem er die Eintracht im Winter 12/13 in Richtung Kaiserslautern verlassen hatte, wechselte er im Sommer 2013 nach Berlin zu Union, wo er jetzt seine Karriere beendet hat. In der Zeit gab es auch noch eine klitzekleine Krebserkrankung, die er mit beneidenswerter Stärke gemeistert hat, bevor ihn nun chronische Kniebeschwerden zwangen, seine Karriere zu beenden.

Ach ja, und natürlich war er auch am 29. April 2006 dabei, beim DFB-Pokalfinale gegen die Bayern. 90 Minuten. Leider 0:1 verloren. Damals reichte es aber noch, um im nächsten Jahr europäisch zu spielen. Was Benni dann ja auch tat. Sechs Mal. Siehe oben.

Ich will hier einfach nur danke sagen. Danke Benni. Danke für die vielen Jahre, die vielen Spiele und deine immer positive Einstellung, auch in den Zeiten, als dir das Umfeld (oder besser Teile davon) nicht wirklich wohlgesonnen waren. Und ich wünsche Dir alles Gute für deine Zukunft.

Zurück ins hier und jetzt. Heute spielt die Eintracht in Siegen gegen die TuS Erndtebrück. Drei Ligen sind zwischen den beiden Vereinen, eigentlich nur ein Pflichttermin. Wenn da nur nicht die eigenen Gesetze des Pokals wären…

TuS Erndtebrück. Der erste Vorläuferverein wurde 1895 gegründet, immerhin vier Jahre vor der glorreichen Eintracht aus Frankfurt. Fußball gespielt wird seit 1921, seit 2017 sogar wieder in der Regionalliga, in die man als souveräner Meister in der Oberliga Westfalen aufgestiegen ist.

Wir können eigentlich nur hoffen, dass die Eintracht das Ganze souverän abspult und nicht wie in der vergangenen Saison gleich in der ersten Runde den Joker eines Elfmeterschießens benötigt. Auf die Spannung kann ich gern verzichten. Dafür hätte ich gern ein erfolgreiches Elfmeterschießen im Finale. Ok, ok, ich greife vor.

Meine erwartete Aufstellung für heute Nachmittag:

Hradecky
Chandler, Abraham, Russ, Tawatha
Besuschkow, Hasebe, Fernandes, Gacinovic
Haller, Jovic.

Und ich tippe ein humorloses 3:0 für den Bundesligisten.

4 Gedanken zu „Benni, der Mittelstürmer“

  1. Schöner Beitrag über einen sympathischen Kicker, der bei mir immer, wenn ich ihn im Stadion sah, ganz automatisch den Begriff ‘Straßenfußballer’ wachrief.
    Unvergesslich das Finale 2006, wie er auf Kahn zulief, im letzten Moment von Ismael gestoppt wurde und dabei einen halben Schneidezahn einbüßte. Mann, Mann, Mann – das ist 11 Jahre her und kommt mir vor, als wär’s gestern gewesen…

    Kleine Anmerkung noch : Der Benni war mit dem späteren Fußballgott nicht nur irgendwie in einer Schicksalsgemeinschaft vereint, sondern auch und vor allem in einer tiefen Freundschaft.

  2. Sehr schön! Und heute ein souveräner Sieg für die Eintracht. Alles andere wäre sowas von ärgerlich! Auf gehts!

  3. Schöner Beitrag für einen Kicker, der mit der Eintracht einige Höhen und Tiefen erlebt hat.
    Gab es das in den 70er Jahren eigentlich auch schon, dass sich Spieler, die sich nichts haben zuschulden kommen lassen, von Teilen (!) der Fangemeinde derart angefeindet wurden ? Oder ist das auch ein Effekt dieses Internetzes ?

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