Interaktion 2017 – Marketing vom Feinsten

von korken

Die Maintracht ist umgezogen letzte Woche, habt ihr nicht gemerkt, hoffe ich. Wenn’s so war: genial! Dann haben wir alles richtig gemacht. Einiges ist neu im Hintergrund, draußen seht ihr eigentlich nur die neue Kommentarnummerierung, Zitat- und Antwortfunktion. Und auch neu ist: ihr könnt euch registrieren und richtig so mit Userbildchen mitdiskutieren. Also, wenn ihr das mögt. Wenn nicht bleibt für euch einfach alles beim Alten mit der Interaktion.

Aber wir wollen ja nicht über Technik sinnieren, die Eintracht hat sich ja ebenso umgezogen in der Endzeit von Heribert Bruchhagen und in Jahr 1 nach ihm. Ob das jetzt mit ihm zusammenhängt wage ich nicht vollumfänglich zu beurteilen, mein Gedächtnisprotokoll erzählt mir aber noch die Geschichte von “EintrachtTV, sowas brauchen wir nicht, machen es aber trotzdem.” – damit, so behaupte ich, hängt es eben doch mit ihm bzw. mit dem ohne-ihn zusammen.

Was ist passiert in den letzten Monaten?
Ein Ergebnis ist beispielhaft der just durch das Ismaninger Institut für Fußballmanagement verliehene Titel “Social Media Meister”, bei dem der Facebookaccount bewertet und mit den anderen Bundesligisten verglichen wurde. So sagte das Institut, dass “der FB-Auftritt der Eintracht zum Interagieren anrege” – dank Livevideos, 360-Grad-Fotos und vielem mehr.

Denkt doch auch einmal an die Kampagnen, so aus dem Stegreif fallen mir jetzt #inEintracht, #AdlerImAnflug und #AUFJETZT ein. Früher hat es, zumindest meine Erinnerung, keine Kampagne gegeben, die irgendwie zur aktuellen sportlichen Situation passt und die auch die Fans gepackt und gebündelt hat. Stichwort: Interaktion!

Die Werbebanden, statisch, hingenagelt, im besten Falle noch “Rollbanden”, wurden ersetzt durch LED-Banden, nicht nur am Spielfeldrand, sondern auch an der Gegentribüne im Waldstadion auf halber Höhe. Stichwort: verbesserte und erhöhte Interaktion mit dem Publikum.

Ein Kollege von mir beschäftigte sich letztlich im B2B-Umfeld (business-to-business, für die, die damit nichts zu tun haben) damit, wie Einkäufe der Zukunft aussehen. Also nicht ihr, die in den Supermarkt geht und eine Kiste Cola kauft, sondern tatsächlich eine Firma, die bei einer Firma einkauft. Das Ergebnis: auch hier hält die “wer hat die meisten Likes?”-Mentalität Einzug in den Einkaufsabteilungen. Sehen, wer gesehen wurde. Sehen, wer interagiert hat bzw. mit wem interagiert wird. Und genau mit denen werden Geschäfte gemacht.

Die Konsequenzen sind für mich deutlich spürbar, sowohl im B2B- als auch im B2C-Umfeld (business-to-customer, auch das für die, die damit sonst nichts zu tun haben). Im B2B: Sponsoren scheinen wirklich Schlange zu stehen, es gibt ligarekordverdächtige Sponsorenzahlungen, als Beispiel nehmen wir einmal das Engagement der Deutschen Börse auf den Trikotärmeln. Kaum ein Bundesligist bekommt annähernd soviel Geld dafür wie unsere Eintracht.

Die Logen, die ja durchaus auch einen Einfluß auf die Sponsoren haben und ja auch von Sponsoren benutzt werden, sind (noch nahezu?) ausverkauft. Grund dafür: wie eben berichtet, Interaktion. Das führt zu “Erfolg” = Sponsoring = Finanzmittel.

Premiumpartner des deutschen Sportpresseballes, die Eintracht als “Interaktionspartner”, Kontakte zu Presse, zu Größen des Sports und zur Wirtschaft, auch das ist ein cleverer Schachzug, der letzte Woche bekanntgegeben wurde.

Die Dauerkarten-Quote wurde erhöht, kaum Rückläufer, 1000 neue Karten, in knapp einer Stunde alle ausverkauft. Warum hat das funktioniert? Man liest ja im Internet alle möglichen Meinungen, von Bloggern, Presse oder Kommentaren auf Webseiten. Eine oft auftretende Frage lautet: Warum zum Henker gehen so viele Menschen ins Stadion und tun sich die Eintracht an? Der (Nicht-/Wenig-)Erfolg kann es ja wohl kaum sein. In der Tat, ich bin geneigt, dieser These zuzustimmen. Die Auslastung des Stadion wirkt überraschend – aber: Interaktion! – eine Identifizierung mit der Marke, mit dem, was die Marke Eintracht tut, stärkt die Kundenbindung. B2C-Interaktion = Erfolg = Merchandising = Werbung auf der Straße = Finanzmittel = Reputation bei Sponsoren = B2B-Erfolg. Zack. Im positiven Teufelskreis gedreht.

Sollte nun noch das Stadion ausgebaut werden, die “schwarz-weiß-rote Wand” entstehen und die Eintracht-Fans mit noch mehr Aktionen wie im Pokalfinale in Berlin glänzen – Stichwort Fair-Play-Medaille der Olympischen Gemeinschaft Deutschland – so werden noch mehr B2B-Kunden aufmerksam. Schon wieder: Interaktion = Erfolg = undsoweiter, undsofort.

Hat es das unter Bruchhagen gegeben? Nein. Zementiert sei alles. Wirklich alles. Die Liga, das drumherum. Offensichtlich kann man den Zement noch bearbeiten. Und braucht dazu nicht mal einen sehr starken Bohrhammer.

Wenn jetzt noch der Erfolg kommt, dann…. ja, dann… reisen wir vielleicht doch noch aus der grauen in eine goldene Zukunft.

Auf einen guten Wochenstart. Bleibt sauber, man liest sich!

1 Gedanke zu „Interaktion 2017 – Marketing vom Feinsten“

  1. “… Nein. Zementiert sei alles. Wirklich alles. Die Liga, das drumherum. Offensichtlich kann man den Zement noch bearbeiten. …”

    Hier könnte aber auch “die Flut Hebt alle Boote” Theorie greifen. Auch könnte man ketzerisch bemerken, dass der Fußball dergestalt boomt, das man sich gegen Erfolge im Vertrieb schlichtweg nicht wehren kann.
    Und wenn ich gerade so schön am granteln bin: Die von der Eintracht getroffenen Maßnahmen sind nichts anderes als Basics. Schlimm genug, dass es so lange gedauert hat.

    Frage mal Deinen Kumpel Marktforscher, inwieweit die phantastillionen von Robotern produzierten Likes berücksichtigt werden. … und warum haben wir keine?

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