Nagelprobe

von UliStein

“Eine Nagelprobe ist im wörtlichen Sinne eine Prüfung mit dem Fingernagel und ursprünglich ein Ritual zur Prüfung eines leergetrunkenen Trinkgefäßes. Unter Zimmerleuten gab und gibt es unter diesem Begriff zudem den Brauch, einen Nagel gekonnt mit möglichst nur 3 Schlägen einzuschlagen. Meist wird der Begriff Nagelprobe heute jedoch in übertragener Bedeutung und in Redewendungen verwendet in Bezug auf eine wichtige oder entscheidende Prüfung, in der sich etwas oder jemand in einem kritischen Fall nun erweisen muss – z. B. in „Das erste Quartal 2000 wird für die Hersteller von regenerativen Energieanlagen zur Nagelprobe“. (Quelle)

Und genau darum geht es nach diesem verzockten Osterwochenende. Und zwar aus mehreren Gründen:

Das Spiel

Diese Begegnung gegen Werder Bremen verloren zu haben ist ein Witz. 55% Ballbesitz, 51% gewonnene Zweikämpfe, 116,5 zu 115,0 km Laufstrecke, 519 zu 425 Pässe, Passquote 82% zu 75%, 11 zu 9 Torschüsse. (Quelle: Kicker) Es gibt nur eine statistische Messgröße, in der die Eintracht hinten liegt. Und das ist leider die entscheidende. Obwohl, auch zwei der drei Tore wurden von der Eintracht erzielt. Sicher, man kann jetzt trefflich diskutieren, hätte der Trainer Chandler früher auswechseln sollen, hätte Jovic das zweite Tor gemacht, etc., etc. Ich sage, dieses Spiel darf man auf keinen Fall verlieren.

Und jetzt, da es verloren ist, musst die Mannschaft damit klarkommen. Ich glaube nicht, dass schon alles verloren ist. Vielleicht ist es sogar eine Chance, die Sinne nochmals zu schärfen, dass solche Böcke wie am Sonntag nicht mehr vorkommen. Denn nur mit (mindestens) 100% Konzentration und Leistung hat die Truppe eine Chance, den Traum zu erreichen. Oder wie Kovac sagte, “Die Spieler können sich hier ein Denkmal setzen, wenn sie das ganz große Ding schaffen”.

Der Torwart

Man braucht nicht Drumherum zu reden, und Lukas Hradecky hat es auch gar nicht getan. Der Punktverlust geht allein auf seine Kappe. Kollege Korken hat ja schon am 14. März geschrieben, dass und warum der Torwart aus seiner Sicht weg muss (siehe hier: Beitrag). Diese Meinung teile ich immer noch nicht in Gänze. Ich habe aber eine These zu dem Patzer gestern und manchen anderen, die man dem Goalie in den letzten Wochen und Monaten angekreidet hat: dem Jungen fehlt schlicht und ergreifend die Konkurrenzsituation. Die Eintracht 2018 ist meiner Meinung nach zu einem Gutteil so stark, weil sich kein Spieler seiner Position sicher sein kann. Bis auf Lukas. Und da ist es vollkommen egal, ob ich hn nett finde oder was auch immer. Er muss primär seinen Job machen. Und meiner Meinung nach hat ihm gestern ganz einfach die Spannung gefehlt.

Und das ist dann auch meine Hoffnung. Er muss wissen, dass er in den letzten Spielen der Saison, und seinen wahrscheinlich letzten Spielen für die Eintracht, mal mindestens 100% bringen muss nach diesem Patzer. Und ich bin mir sicher, dass er das weiß.

Der Trainer

Seit Wochen ist es ein Gerücht, Niko Kovac steht auf der Shortlist der Bayern im Trainer-Casting-Wettbewerb für 2018. Wundert keinen so wirklich, nehme ich mal an. Was aber seit diesem Wochenende neu ist, ist die Tatsache, dass er es am Freitag bei der Pressekonferenz erstmalig vermieden hat, sich zu positionieren. Das kann was heißen, muss es aber nicht. Was ich mir aber vorstellen kann, ist, dass es in den Köpfen der Spieler arbeitet. Nicht so sehr, dass der Trainer geht, sondern die Frage, wer kommt dann, können wir mit ihm die erfolgreiche Arbeit fortsetzen?

Da sind sie jetzt gefragt, der Trainer und sein Team. Die Mannschaft wieder zu fokussieren, zu konzentrieren auf die Ziele der Saison, auf die kommenden Spiele gegen Hoffenheim, Leverkusen, Schalke, Hertha, Bayern, Hamburg, Schalke und eventuell das Pokalfinale. Und ich bin mir sicher, dass sie das schaffen können. Und dann wird man sehen. Was macht der Trainer, was machen die Spieler etc.

Momentan erinnert mich das ganze Geschehen ein bisschen an die Geschichte aus den Siebzigern, als Gyula Lorant aus Frankfurt zu den Bayern ging und dafür Dettmar Cramer an den Main kam. Das hat damals für keine Mannschaft funktioniert. Abgesehen davon, dass Jupp eh nicht zu uns käme heißt es hier, aus der Geschichte zu lernen. 🙂

Aber das ist Zukunftsmusik. Momentan hat die Mannschaft immer noch die Chance, den ganz großen Erfolg zu haben. Aber dafür muss sie sich hier uns jetzt am Riemen reißen. Die Heimspiele gegen Hoffenheim, Hertha und den HSV müssen zwingend gewonnen werden und Auswärts muss zumindest einmal gewonnen werden, dann dürfte dem Europapokal nichts mehr entgegen stehen.

Wenn man es dann noch ins Pokalfinale nach Berlin schaffen würde, hätten Niko Kovac und sein Team ein Denkmal sicher.

Deshalb heißt es, vergesst alle Ausreden, sprecht nicht mehr über die verletzten Mascarell, Rebic und Salcedo, zeit, was ihr für eine Truppe seid.

Die Zimmer in Berlin sind von vielen gebucht…

 

7 Gedanken zu „Nagelprobe“

  1. Zum Torwart:
    “Diese Meinung teile ich immer noch nicht in Gänze.”, du lieferst mir aber ein weiteres Argument dafür, dass dieser Mittelklassegoalie nur Mittelklasse ist: keine Konkurrenz bedeutet keine Topleistung. Und damit kann er kein Toptorhüter bzw. Topfußballer sein, der auch in widrigen Situationen auf und neben dem Platz seinen Mann steht. (Ausnahme: Durchhängertag. Hat ja jeder mal.)

    Zum Trainer:
    Von meiner Seite nichts hinzuzufügen.

    In Summe brech ich über das sportliche Wochenende noch im Strahl. Verloren, Torwartbock, Trainerdebatte, Rebic kaputt, Russ voraussichtlich kaputt, da wird’s eng für die nächsten Spiele.

    Clusterfuck.

  2. Alles richtig. Wobei, bezogen auf Russ: Falls er ausfällt, haben wir immer noch zwei bundesligaerfahrene Innenverteidiger im Kader. Und das ist deutlich mehr als in einigen andern Jahren zuvor.

    Auch wenn Falette bisher natürlich nicht ganz die Qualität von Salcedo und Russ nachgewiesen hat.

  3. Hier behauptet ja auch niemand, Ahnung zu haben. Es ist nur so: Recht haben wir trotzdem.

    Ätschibätschi.

    Ich reg mich übrigens immer noch auf. Kann mir einer sagen, wie lange das noch gehen soll?

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