Schwierig, schwierig oder – der verhinderte #SGEKiebitz

von Tom

Hilferuf eines mehr oder weniger verzweifelten Eintracht-Fans: „Leider findet man online nur sporadisch Informationen zum Training oder zu öffentlichen Trainings(zeiten). Die Eintracht habe ich auch schon via Mail und Instagram angeschrieben. Hier kommt aber leider keine Rückmeldung. Da momentan ja Ferien sind, würde ich mit den Kiddies gerne mal zu einem Training gehen. Meistens sind diese ja Mittwochs. Eventuell kann man hier ja Informationen teilen. Weiß jemand, wann das nächste öffentliche Training ist?“

So „Sven8501“ am 15. August 2023 im Eintracht-Forum. Antwort: Fehlanzeige. Auch fast vierzehn Tage nach Eröffnung dieses Threads im vereinseigenen Medium kann dem braven Eintracht-Familienvater bisher nicht geholfen werden. Es bleibt bei zwei auch eher ratlosen Bestätigungen des geschilderten Sachverhalts. User „Hitiba“ hat zwar auch schon mehrfach beim Verein des Herzens angerufen, kann aber nur von einem „netten Gespräch“ berichten, in dem ihm versichert wird, dass „die Eintracht .. das (angeblich) in der Regel (??) mitteilen“ würde. Aha.

User „Nifunifa“ mutmaßt leicht resignierend:  „Früher, d.h. vor Corona, wurde das immer im Terminkalender eingetragen. Hat man offensichtlich eingestellt. Ich finde das sehr schade. Gerade für Kinder und Jugendliche eine tolle Sache, der Besuch eines Trainings. Hat hohes Identifikationspotential für die Kids. Für mich war es immer eine gute Gelegenheit die neuen Spieler aus der Nähe im Umgang mit dem Ball zu sehen.“

Dem schließe ich mich als in den letzten Wochen weitestgehend verhinderter Vorruhestands-Trainings-Kiebitz natürlich vorbehaltlos an, kann allerdings ansonsten auch nicht viel Konstruktives beisteuern.

Zuletzt besuchte ich das Trainingsgelände auf gut Glück am Vormittag des 15. August, einem Dienstag, also 5 Tage vor dem Ligastart gegen Darmstadt. Am Mittwoch hatte ich leider keine Zeit, was natürlich kein wirklich schlüssiges Argument ist, denn für den Verein des Herzens muss selbstverständlich immer Zeit sein.

Dass die Mannschaft gegen 11.00 Uhr erscheinen würde, schien mir aufgrund meiner ausgefeilten Kenntnis moderner Trainingslehre als sicher. An diesem Tag mussten eigentlich fachlich zwingend zwei knackige Trainingseinheiten auf dem Platz erfolgen. Außerdem passte ein Lauf in den Stadtwald zumindest in meinen persönlichen Trainingsplan perfekt.

Den einzigen Aktiven, den ich dann aber auf dem Platz antraf, war allerdings ein einsamer seine Runden drehender Greenkeeper, und auch ansonsten hielten sich nur ein paar versprengte Familienväter mit besagten Kids im verlassenen Niemandsland zwischen Fanshop und Museum auf. Der professionelle Trainingsbeobachter erkannte sofort an der Stille im Wald: Heute Vormittag passiert hier nicht mehr viel und so zog ich nach kurzem Hallo im Museum verstimmt ab.

Klar ist: Ein öffentliches Training in den ersten beiden Wochen nach Saisonstart kann man trotz oder gerade wegen der noch laufenden Sommerferien in Hessen wohl vergessen: Durch die beiden Donnerstag-Conference-League Play-Off-Spiele gegen Levski Sofia läuft da Mittwochs gar nix. Sonst wäre ja auch tatsächlich diversen Spionen Tür und Tor geöffnet, die natürlich gerne die neuesten Freistoß- und Eckentricks analysiert hätten, die mit Philipp Max und Mario Götze einstudiert werden. Oder auch nicht. Und die Kids wären natürlich auch in Massen zum Training ihrer Lieblinge und einem vielleicht letzten Selfie mit Kolo geströmt. Da will oder besser muss die Mannschaft schon ein wenig Ruhe vor dem Sturm haben. Vom Eintracht-Abschlusstraining ausgeschlossen ist das Publikum allerdings ohnehin schon aufgrund Vorgaben der UEFA, wie man bei EintrachtTV am 23. August vor dem Hinspiel in Sofia miterleben konnte. Da war zum Trost für 12.00 Uhr zwar ein Livebericht vom Abschlusstraining angekündigt, der auch pünktlich begann, allerdings abrupt nach 15 Minuten Aufwärmphase mit besagtem Hinweis der Moderatoren endet: Wir müssen jetzt auch den Platz verlassen, mehr sei nicht erlaubt.

Es folgen Reisen, Spiele, Regeneration und Videoanalysen, bei denen ich natürlich gerne Mäuschen wäre und ja, hin und wieder auch mal ein paar Trainingseinheiten, bei denen dann aber auch immer wieder auch ganz unterschiedliche Spieler mitmachen. So bleibt der Montag nach Sonntagsspielen gewöhnlich den Einwechselspielern, Reservisten und Konvaleszenten vorbehalten, während die erste Mannschaft erst mal (wohlverdiente?) Pause macht und nur regeneriert. Wie man der Presse entnehmen konnte, war etwa am Montag erstmals Lucas Alario wieder auf dem Platz und nahm am Mannschaftstraining teil.

Der Mittwoch wird wieder dem geheimen Abschlusstraining vor dem entscheidenden Showdown mit Sofia vorbehalten bleiben. Danach folgt das enge Zeitfenster zum Köln-Spiel, wieder erst am Sonntag. „Anschließend ruft für die Nationalspieler vom 4. bis 12. September die erste FIFA-Abstellungsperiode 2023/2024.“ (so die offizielle Eintracht-Mitteilung auf mainaquila). Es liegt nahe, dass Dino Toppmöller nach Abschluss der ersten „heißen“ Saisonwochen dann erst einmal zwei Tage trainingsfrei geben wird, damit alle sich erst einmal sammeln und erholen können. Danach wird sich am Mittwoch, dem 6. September das verbliebene Häuflein der Eintracht-Recken versammeln und da könnte ein Trainingsbesuch wieder Sinn machen. Welchen, lasse ich an dieser Stelle offen.

Da dann auch wieder Schule ist, spricht eigentlich kaum etwas dagegen, diesen Termin seitens der Eintracht mal wieder öffentlich zu machen und als Traditionsverein nicht zu vergessen, dass Kiebitzen schon immer zum Geschäft gehörte. Interessierte seien auf den immer noch lesenswerten FAZ-Artikel vom 9. April 2016 („Stammplatz an der Seitenlinie“) verwiesen. Link habe ich leider keinen, kann aber auf besonderen Wunsch Interessierten den Artikel bei Gelegenheit kurz(!) vorlesen. Tenor: Die Spieler kommen und gehen, die treuesten Trainingszuschauer aber halten der Eintracht die Stange. So ist es! Es braucht unbedingt weiter einen „unabhängigen und leidenschaftlichen Debattierclub“ (FAZ), der das Sprichwort „Reden ist Silber, Schweigen ist Gold“ konsequent ad absurdum führt. Ach, wäre das schön, siehe Eingangsstatements. Ich vermute allerdings, dass die Presseabteilung von Eintracht Frankfurt derzeit andere Sorgen hat.

Ob es bald wieder geregeltere Trainingszeiten gibt, wird sich am Donnerstag entscheiden, wenn Sofia zum abendlichen Showdown antritt. Die Eintracht bleibt bei für sie nach wie vor besseren Ausgangslage Favorit, aber das muss nichts heißen. Mein mulmiges Gefühl in der Magengrube verknüpft sich immer wieder mit dem fassungslosen hoffentlich nicht ikonisch werdenden Gesichtsausdruck von Kevin Trapp nach dem Sonntagsschuss am vergangenen Donnerstagabend zum späten Ausgleich der Bulgaren.

Der Ausgang dieses Spiels wird jedenfalls auch für weiteres Kiebitzen in der Vorrunde wichtige Fakten schaffen. Sollte die Eintracht wie ersehnt die Gruppenphase der Conference League erreichen, wird es eine weitere Terminhatz geben mit sechs weiteren englischen Wochen bis Weihnachten. Auf dem Trainingsplatz werden „wir“ unsere „Helden“ dann eher wenig bis gar nicht sehen. Und das, obwohl das gemeinsame Trainieren automatisierter Abläufe bei einer in weiten Teilen neu zusammengestellten Mannschaft wohl sehr hilfreich wäre. Und Freistöße und Ecken üben, aber das erwähnte ich ja schon.

Schwierig, schwierig. Dazu kommt dann ab nächster Woche ja dummerweise auch die Abstellung von Spielern zu ihren Nationalmannschaften. Spieler wie zum Beispiel Marmoush und Skhiri und vielleicht (hoffentlich?) auch Fares Chaibi werden uns dann wohl nicht zur Verfügung stehen. Die Genannten werden voraussichtlich auch Anfang nächsten Jahres wegen des Afrika-Cups mehrere Wochen nicht für uns Spielen können. Bis dahin fließt allerdings noch ein wenig Wasser den Main hinunter und bis dahin gibt es noch genügend andere Dinge, die man sorgenvoll kommentieren kann.

Was die nächsten Tage passiert, weiß jedenfalls der Himmel, die Hängepartie um Kolo Muani droht offenbar endgültig auf eine Nervenschlacht auf der Ziellinie herauszulaufen. Was das für die Besetzung des Sturms am Donnerstag bedeutet, bleibt offen. Wir werden es erleben. Das Kiebitzen droht darunter leider begraben zu werden, obwohl es andererseits immer spannender wird, eigene Eindrücke zu sammeln. Lieber Laie, Vatmier und ich sind nach wie vor natürlich hochmotiviert und haben Deine Bitte in Blog-G selbstverständlich gelesen und wohlwollend zur Kenntnis und auf die Agenda genommen.

Schwierig bleibt das alles trotzdem und irgendwie bin ich mit der Gesamtsituation unzufrieden. Die 4 Liga-Punkte nehme ich natürlich trotzdem gerne mit und noch ist uns der Himmel nicht auf den Kopf gefallen. Jetzt erst mal zwei gerne auch errumpelte Siege gegen die wackeren Bulgaren und das Hornvieh aus Köln, und dann auf in zwei Trainingswochen zum Durchschnaufen. Ruf uns zu, wann wir kommen dürfen, liebe Eintracht, und wir Trainings-Kiebitze eilen in den Wald. Und damit zurück in die angeschlossenen Blog-Zentralen und hinein ins wilde Transfergeschäft. Mögen die Würfel richtig fallen.

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