Man darf gegen Atletico Madrid verlieren. Zweifellos. Man darf auch mit mehr als einem Tor Unterschied verlieren. Unbenommen. Aber muss man sich so abschlachten lassen? Muss man außer ein paar Minuten so rund um Minute 30 und Minute 60 ausharren wie das Kaninchen vor der Schlange?
Muss man nicht. Ist aber trotzdem passiert. Mit einer schwachen Offensivleistung (xGoal 0,59 zu 4,44) und einer katastrophalen defensiven Leistung der gesamten Mannschaft kam nie auch nur der Hauch einer Chance auf eine Überraschung auf. Es war einfach alles in allem eine verdammt desillusionierende Veranstaltung. 6 zu 18 Torschüssen und eine Quote von 46% gewonnener Zweikämpfe sind einfach schlecht.
Natürlich, wir haben gegen einen Abonnement-Teilnehmer der UEFA Champions-League verloren, der gerade am Wochenende noch Real Madrid eine 5:2 Abreibung verpasst hatte. Aber reicht das als Erklärung für das gestern dargebotene? Ich meine nicht.
Die Eintracht ist da angekommen, wo sie gern hinwollte, im Konzert der ganz großen. Während die anderen aber ihre Instrumente bereits beherrschen, ist die junge Mannschaft unter Trainer Toppmöller noch mit dem Stimmen der Instrumente beschäftigt. Und diese Abstimmung fängt in der Defensive an.
Und diese Defensive hat in den letzten fünf Spielen indiskutable 17 Tore kassiert. Dass man aus diesen Spielen noch zweimal (gegen Galatasaray und Mönchengladbach) als Sieger hervorging ist schon eine Leistung. Aber man muss es ganz klar so sagen – diese defensive Leistung langt nicht um die hohen Ziele zu erreichen. Sie wird nicht langen, irgendwelche Ziele zu erreichen.
Und wir reden hier nicht nur von den vier Spielern da hinten in der Kette, die sind sicherlich nicht alleine verantwortlich. Es ist ein Problem der kompletten Mannschaft, dass das hohe Pressen, welches sich das Trainerteam vorstellt, so derzeit nicht funktioniert und eins um das andere Mal ausgespielt wird. Dino Toppmöller muss jetzt entscheiden – ziehen er das so durch oder macht er einen Schritt zurück, hin zu mehr Sicherheit. Und die Entscheidung muss er schnell treffen.
Und darüber hinaus muss er auch die einzelnen Spieler ansehen und schauen, woran es hapert. Warum sind mit Theate, Collins und Koch drei Spieler beständig neben ihren Schuhen, warum bekommt man keine Stabilität in den Defensivverbund? Immerhin Skhiri ist nach seiner Verletzungspause wieder zurück, ging aber im Wanda Metropolitano genauso mit unter. Dazu kommt, dass Larsson und Höjlund auch seit einigen Spielen keine guten Leistungen mehr zeigen, wodurch sich Chaibi auf der Position quasi als unersetzlich fest gespielt hat. Und die Frage muss erlaubt sein, hat man sich mit dem schnellen Wechsel im Tor einen Gefallen getan?
Alle diese Fragen muss sich Dino Toppmöller quasi schon auf dem Weg zurück nach Frankfurt stellen, denn wie oben gesagt, es braucht eine rasche Entscheidung.
Schließlich kommt am Samstag der Rekordmeister in den Stadtwald. Und bei allem Optimismus, den man als Eintracht-Fan quasi in den Genen hat, alles andere als eine fette Abreibung wäre Stand heute eine Überraschung.
Titelbild: Angel Martinez/Getty Images