Manchmal denke ich ja, die Welt ist vollkommen bekloppt geworden. Nein, nein, ich rede gar nicht von den großen Dingen dieser Welt, ich rede weder von Trump, noch von Johnson oder von Putin und wie sie alle heißen, die es sich offenbar zur Aufgabe gemacht haben, das größtmögliche Chaos anzurichten.
Nein, ich rede vom Fußball. Von dem, was uns hier alle und Millionen andere Menschen weltweit eint. Die Faszination für eine der schönsten Sportarten der Welt. Sei es aktiv oder passiv, aber eben immer dabei.
Und dann schaut man nur mal die letzten Tage in die Nachrichten, im großen internationalen Fußball salutieren türkische Spieler aus Solidarität mit den Soldaten ihres Landes, die in einem unerklärten Krieg kämpfen. Und das wird dann auch noch (zeitweise) von deutschen Nationalspielern mit türkischem Hintergrund geliked, angeblich nur wegen dem… Ach, vergessen wir es einfach.
Und farbige englische Nationalspieler müssen sich in Bulgarien rassistisch beschimpfen lassen, spielen aber trotzdem weiter und gewinnen hoch. Nicht nur das Spiel sondern auch an Ansehen. Und dann kommt ein gewisser Krassimir Balakov, bulgarischer Nationaltrainer und Ex-Bundesligastar und behauptet, in England sei der Rassismus ja noch viel schlimmer. Ja nee, ist klar.
Und in Deutschland? Eigentlich nahezu alles ruhig, oder? Wenn man mal von den nahezu wöchentlich zu lesenden Berichten über Schläge für Schiedsrichter im Amateurbereich absieht, und von unserer Stadionkultur. Wie? Unsere Stadionkultur fragt ihr jetzt.
Ganz einfach. Alle diese Dinge, die ich oben beschrieben habe, sind in Fußballstadien passiert. In Stadien, in denen Fans stehen, ihre Mannschaften anfeuern und den Gegner wahlweise auspfeifen oder beschimpfen. Und daran haben wir uns gewöhnt, oder? Wir lassen es über uns ergehen, oder vielleicht singen wir auch mit.
Singen mit, wenn wahlweise die Gegner aus Stadt A, B, oder C als Schweine tituliert werden, wenn die Fans der gegnerischen Mannschaft mit dem Tod bedroht werden, ‘wenn wir wollen’, und so weiter und so fort.
Bitte, dass mich jetzt keiner falsch versteht. Ich unterstelle nicht, dass in unserem Stadion mehr Rechtsradikale sind als anderswo, ich weiß auch, dass Verein, Museum und AG viel tun um das richtige zu tun.
Ich bin nur der Meinung, dass, was sich auch bei uns im Stadion immer wieder abspielt, das ist ein Zeichen. Ein Zeichen, dass zumindest verbal die moralischen Standards anscheinend eher im Fallen begriffen sind, dass die Schwellen, hinter denen Gewalt, sei es verbal oder körperlich, lauert, derzeit nicht gerade auf dem Weg nach oben sind.
Und könnte es nicht sein, dass sich Spieler, die in einem solchen Umfeld agieren, die so von ihren Fans gepusht werden, dann ihre Grenzen verlieren und Dinge tun, die sie vielleicht mit klarem Kopf nicht getan hätten?
Sollten nicht wir alle etwas beitragen zur Abrüstung in den Stadien, um mal weg zu kommen von dieser Spirale, die sich immer mehr selber steigert? Denn wie oft habe ich in den letzten Tagen Klagen über die Faschos und was auch immer gelesen, aber sollten wir nicht auch mal vor unserer eigenen Tür schauen? Da liegt vielleicht derzeit noch nicht so viel, aber man könnte ja mal anfangen, auch an dem wenigen zu arbeiten…
Ein bemerkenswerter Kommentar. Ich war kürzlich mit einer “Erstbesucherin” im Waldstadion … die, sagen wir es mal vorsichtig, sehr irritiert war, über die Hassgesänge in Richtung der gegnerischen Fans!
Unbegründet, unnötig, grenzüberschreitend!
Es hat zwar mittlerweile schon “Tradition” … das macht es aber nicht besser!
Unsere Choreos, die Stimmung im Waldstadion wird mittlerweile europaweit geschätzt und darauf können wir mit Recht stolz sein!
Lasst uns mit “dem Scheiss” aufhören!
Zum Thema “Fußball vereint” gibt es eine interessante Podcastfolge mit Lutz Pfannenstiel beim WDR2. Hier entlang: https://www1.wdr.de/mediathek/audio/wdr2/wdr2-bundesliga-togo/audio–einfach-fussball-mit-lutz-pfannenstiel-einmal-um-die-welt-100.html