Herrschaften, werte Freunde des Frauenfußball – ich bin fix und fertig. Heiser geschrien und selbst 2 Stunden nach Schlusspfiff noch voll Adrenalin, einfach unglaublich.
Was für ein Tag! Wer meinen Artikel über das Spiel der Bayern-Damen gegen Freiburg am Bayern-Campus gelesen hat weiß, unter welchem Gesichtspunkt ich dieses Spiel seinerzeit angeschaut habe. Denn damals war ja schon klar, die Bayern sind unsere nächsten Gäste im Stadion am Brentanobad. Die Bayern Frauen stehen nicht umsonst seit über zwei Jahren ungeschlagen an der Tabellenspitze. Wer es noch nicht getan hat, oder genaueres dazu wissen will – den Artikel findet ihr hier bei uns.
Doch der Reihe nach. Das Wochenende begann für mich mit einem Ausflug ins Rheingau um mich dort mit Freunden zu treffen. Den besten Fan von allen, sollte ich dann am Sonntag vor dem Spiel am Hauptbahnhof einsammeln, sie kam extra aus Köln angereist.
Schon während des Wochenendes kristallisierte sich heraus, dass eine Freundin doch tatsächlich „Stern des Südens“ auswendig singen kann – was das bedeutet, ist ja allen klar. Beim heutigen Frühstück entspann sich dann ein neckisches Hin- und Her, welches in dem gut gemeinten Rat ihrerseits gipfelte, ich solle mir heute besser keine Stadion-Pommes kaufen. Die würden sicher schnell matschig werden und versalzen… Ich gutgläubiges Schaf hab auch noch nachgefragt: warum?
„Weil ihr sichere bittere Tränen ob einer Niederlage weinen werdet“, war die schelmische Antwort.
Gut – damit war auch klar, welches Gericht heute im Stadion getestet wird! Danke liebe Missy!
Vom Hauptbahnhof ging es in 15 Minuten ans Brentanobad und zum ersten mal seit ich dort hinfahre, habe ich richtig viele Fans mit dem Adler auf der Brust gesehen. Eine spätere Durchsage wird ergeben, dass 1.720 Zuschauer den Weg ins Stadion gefunden haben.
Die Eintracht startet heute in Bestbesetzung mit Frohms im Tor, Kleinherne, Prasnikar, Nüsken, Martinez, Freigang (C), Kirchberger, Hanshaw, Johannsdottir, Küver und Dunst.
Zur großen Freude des besten Fan von allen, nahm erstmals Neuzugang Nicole Anyomi auf der Ersatzbank platz, ihre Verletzung ist auskuriert.
Ich gebe gerne zu, dass ich bei einer kurzen Umfrage vom Eintracht-Stuff vor dem Spiel, eine sehr sehr skeptische Äußerung zum Ausgang des Spiels getätigt habe. Ich bin im günstigsten Fall von einer knappen Niederlage ausgegangen. Asche auf mein Haupt – aber skeptisch war ich vor dem Pokalfinale 2018 auch. Was draus wurde ist – gemeinhin bekannt – Geschichte.
Der beste Fan tippte unbeirrt auf ein 2:1 für uns. Papa, jede Mannschaft ist schlagbar und heute sind wird dran.
Auf den Rängen rätselten nicht nur wir, mit welcher Taktik unser Trainer Nico die Mannschaft aufs Spielfeld schickt. Ich glaube, wir wurden alle sehr überrascht.
Wer gedacht hatte, dass die Eintracht sich wie das Kaninchen vor der Schlange versteckt, wurde sehr schnell eines besseren belehrt. Unsere Adler-Mädels spielten von Beginn an mutig nach vorne, liefen die Münchnerinnen hoch an und setzten sie frühzeitig unter Druck.
Wir finden, die erste 1/4 Stunde gehörte wirklich der Eintracht. In der 9. Minute ein erster Schuss von Laura Freigang, der zwar abgewehrt wurde, in der Aktion für alle Zuschauer sichtbar aber durch ein Handspiel. Aufregung auf den Rängen, aber kein Pfiff der Schiedsrichterin.
Im Laufe des Spiels waren sich „alle“ einig – hier gibts mal wieder den Bayern-Schiri Bonus. Obwohl die Partie sehr fair war ( hüben wie drüben eine gelbe Karte), gab es deutlich mehr Entscheidungen für die Damen in rot, was das fachkundige Publikum stets mit gellenden Pfiffen quittierte.
Und es blieb nicht bei dieser einen Chance. In der 12. Minute schob Sheeeeeeki Martinez knapp am Tor vorbei und eine sehr gute Möglichkeit wurde in der 26. Minute wegen angeblichem Abseits abgepfiffen.
Die Bayernfrauen hatten dann ihre starken 10 Minuten, in denen sich das Spiel in unsere Hälfte verlagerte.
Doch sie scheiterten an einer geradezu übermächtigen Abwehrarbeit der Adlerträgerinnen und einer Frankfurter Nr. 1 in Höchstform. Was sich schon beim Spiel in Essen abgezeichnet hatte, wurde heute auf dem Platz einfach fortgeführt! Eine reaktionsschnelle, bärenstarke Merle Frohms steht bei ins um Tor. Nur mal so am Rande – Merle kassierte in ihrer ersten Saison bei uns im Tor 80 (!) Treffer weniger als der 1. FFC in seiner Abschiedssaison.
Mag also sein, dass die Münchner mehr Ballbesitz hatten – geschenkt! Denn sie konnten in der ersten Halbzeit ihr eigenes Spiel nicht aufziehen. Nur gelegentlich blitzen Einzelaktionen von zum Beispiel Beerensteyn auf, die aber letztendlich alle von den Adlerinnen gestoppt oder von Frohms pariert wurden.
Es gab – so viel kann man nur doppelt unterstreichen – während des gesamten Spiels keinen einzigen dieser gefährlichen Sturmläufe, die ich noch im Bayernstadion bewundern konnte.
Von Dallmann, Schüller, Gwinn und auch der Kapitänin Lina Magull, gab es heute nicht wirklich gefährliches zu sehen.
Warum? Weil unsere Mädels perfekt eingestellt waren. Die Zuordnung war fehlerfrei, die Absprachen während des Spiels genau und unsere Kapitänin Laura Freigang machte ihre Arbeit großartig. Sie dirigierte Ihre Mitspielerinnen, die rannte, kämpfte und sorgte sich um den Spielaufbau. Großartig.
Besonderes Lob wieder einmal an Sjoeke Nüsken, die eigentlich immer überall zu finden war.
Es war ein Genuss zuzusehen, wie sich die Bayern immer wieder die Zähne ausbissen und von den hoch anlaufenden Adlerträgerinnen ein ums andere mal in Verlegenheit gebracht wurden.
Kurz vor der Halbzeit noch eine gefährliche Flanke von Camilla Küver auf Laura Freigang, die dann doch leider abgefangen wurde.
Mit einem hochverdienten 0:0 ging es in die Pause.
Unsere Nummer 10 und heutige Kapitänin hat übrigens vorzeitig für weitere 2 Jahre unterschrieben und bleibt uns somit mindestens bis 2025 erhalten. Ein ganz starkes Statement unserer Torgarantin Nr. 1. Ich vergaß noch zu erwähnen, dass Barbara Dunst vor Beginn des Matches für nun insgesamt 100 Spiele durch unseren Vorstand Markus Krösche und Sigi Dietrich geehrt wurde.
Ohne Wechsel bei den Adlerträgerinnen ging es dann in die 2. Halbzeit. Es waren auch keine Wechsel nötig, denn die Mannschaft spielte aus einem Guss.
In der 47. und 51. gab es Abschlüsse von Martinez und Dunst, die leider nicht vom Erfolg gekrönt wurden. Direkt im Gegenzug vereitelte Merle eine Großchance, als die Bayern tatsächlich mal frei vor dem Tor zum Schuss kommen. Super stark!
Zu dem Zeitpunkt begann ich unauffällig auf die Stadionuhr zu schielen – ein Unentschieden schien mir heute tatsächlich im Bereich des möglichen zu liegen.
Doch ab der 67. Minute entwickelte sich eine Dramatik, wie ich sie lange nicht mehr erlebt habe.
Wir gingen tatsächlich mit 1:0 durch Sheki Martinez in Führung – und das keinesfalls unverdient. Sie traf nach unserem ersten Eckball – von den Fans frenetisch mit „hinein“ – „hinein“ angefeuert.
Kurz danach hatte sie sogar das 2:0 auf dem Schlappen, verzog aber aus der Distanz.
Eine Führung gegen die Bayern verwandelt jedes Stadion in ein Tollhaus – auch wenn es „nur“ mit 1.720 Menschen gefüllt ist.
Und dann begann das Drama!. In der 78 Minute gab es bei uns einen Doppelwechsel. Martinez und Johannsdottir gingen raus – dafür kamen Letícia Santos und Sandrine Mauron ins Spiel.
Der beste Fan von allen vermutete, dass Nico ein bisschen mehr Stabilität in die Abwehr bringen wollte, denn bei der Großchance der Bayern gabs dann doch mal den ein oder anderen Fehler.
Absolut kein Vorwurf – alle sind gerannt, wie ich es noch nie gesehen habe und dann können auch mal – 20 Minuten vor dem Ende – die Kräfte ausgehen.
Doch leider brachte diese Umstellung in der Defensive genau das winzige bisschen Glück, dass den Bayern bislang gefehlt hatte. Nicht durch überragende Spielzüge, sondern zwei individuelle Fehler mit der Abwehr, öffneten den Raum für den 1:1 Ausgleich in der 80. Minute und – noch schlimmer – in der 82. Minute zum 1:2
Der Schreiber dieser Zeilen sah den sprichwörtlichen Bayerndusel am Horizont aufsteigen. Was für ein „ungerechtes“ Ergebnis. Ich rechnete mit nichts anderem als nunmehr einem Sieg der Bayern.
Doch unser Trainer Nico hatte noch ein Ass im Ärmel – die totale Offensive. In der 86. Minute kam tatsächlich Nicole Anyomi zu ihren ersten Minuten im Adler-Dress.
Der Rest ist Freude. Der Rest ist Ekstase. In der 89. Minute sicherte uns Laura Freigäääng mit ihrem achwassweißichwievieltem Tor den einen, für uns alle gerechten Punkt und schob zum 2:2 ins leere Tor der Bayern ein.
Vorher hatten schon alle eine Wette auf die bayernbedingte Nachspielzeit abgegeben und rischdisch – es wurden 5 Minuten angezeigt.
Doch die (für den besten Fan von allen und mich) beste Spielerin des Tages, hatte sich offensichtlich einen Zettel mit „Sieg gegen die Bayern“ unters Kopfkissen gelegt. Oder vielleicht war es auch eine DVD vom Pokalfinale 2018 in Berlin. Oder vielleicht war es einfach nach fucking 5 sieglosen Jahren einfach soweit – Sjoeke Nüsken köpft den Ball zum Endstand von 3:2 in die Maschen.
Der Rest ging im grenzenlosen Jubel auf den Rängen unter! Ich fahre schon ein paar Jahre ans Brentanobad, aber so so etwas habe ich noch nie erlebt. Sigi Dietrich eilte aufs Feld um unseren Trainer Nico zu umarmen! Was für ein fantastischer Sieg. Nix Dusel. Ab – so – lut verdient!
Wo der gegnerische Trainer Scheuer nach dem Spiel im Interview eine klar bessere Bayern-Mannschaft gesehen haben will. Nun ja – was anderes habe ich auch nicht von ihm erwartet.
Tja, da ist er nun. Der von mir nicht einkalkulierte Sieg gegen die Bayern und er fühlt sich so verdammt süß an. Durch den Sieg klettern wir übrigens punktgleich mit dem Tabellenführer Bayern und dem 2. Leverkusen auf Platz 3.
Nicht auszudenken – hätten wir gegen Hoffenheim doch nur einen Punkt geholt…..
Ja, das war der heutige Bericht. Nach der Länderspielpause werden wir wieder auf die Bayern treffen. Im Pokal und in München. Die werden sauer sein und alles daran legen, die Schmach gegen uns wieder wett zu machen.
Allerdings – unsere Mädels werden heiß sein. Und sie wissen jetzt wie es geht.
Was bleibt zum Schluss? Ziemlich leckere Stadionpommes! Zusammen mit einer Rindsbratwurst für 5,50 Euro ein fairer Deal.
Liebe Missy von Twitter, wenn Du diese Zeilen liest: Die Pommes waren knackig, sie hatten einen unvergleichlichen Biss, leicht gesalzen und mega lecker!
Von schlabbrig habe ich trotz Freudentränen nichts mitbekommen.
Ich lade Dich gerne vor dem nächsten Ligaspiel gegen uns zum Frühstück ein. Du hast mir Glück gebracht – aber das weißt Du sicher auch so!