#SGED98 – Auftaktsieg mit reichlich Knirschen

Als die Stadionanzeige 19:28 Uhr anzeigte beendete der ausnahmsweise einmal unauffällig und sicher pfeifende Schiedsrichter Harm Osmers die Auftaktpartie der Bundesligasaison 2023/24. Mit 1:0 schlägt die Eintracht aus Frankfurt die Darmstädter Lilien im ewig jungen und zum wettbewerbsübergreifend mittlerweile zehnten Mal ausgetragenen Nachbarschaftsduell.

Auftaktsieg für die SGE, soweit so gut. Was aber die Akteure in rot-schwarz da über weite Strecken auf dem Platz anboten, hat zwar für Darmstadt gereicht, zeigte aber gleichzeitig, dass da noch ganz, ganz viel Luft nach oben ist. Defensiv wie offensiv war das weit von einer Form entfernt, mit der man in dieser Saison wieder eine Rolle in der Liga und dem Europapokal spielen könnte.

Machen wir es kurz – wenn man den mal wieder fehlerfrei agierenden Kevin Trapp nicht hinten drin gehabt hätte wäre ein Darmstädter Auswärtssieg durchaus im Bereich des möglichen gewesen. Die vor dem Torwart sortierte Dreierkette mit Koch zentral, Pacho links und Tuta rechts war erkennbar nicht eingespielt und zeigte ein um andere Mal, dass da noch eine ganze Menge Abstimmungsarbeit nötig ist. Koch gefiel mir noch ganz gut, Pacho war defensiv meistens auf der Höhe, hatte jedoch sichtlich Schwierigkeiten mit dem Spielaufbau und Tuta agierte eigentlich wie seit Wochen, ohne Selbstbewusstsein und Fortune. Als nach seiner Verletzung Hasebe kam wurde es deutlich ruhiger, da gleichzeitig Koch auf die rechte Seite wechselte.

Das Mittelfeld musste schon nach fünf Minuten auf Grund der verletzungsbedingten Auswechslung von Rode neu sortiert werden. Und ich behaupte mal, dass Dino Toppmöller nicht nur mich mit der Hereinahme von Jakic überrascht hat. Der kroatische Nationalspieler machte seine Sache zwar durchaus ordentlich, aber es war schon eine sehr defensive und vorsichtige Variante gegen einen Aufsteiger. Ich hätte ja mit Buta für rechts gerechnet und einer Versetzung von Dina Ebimbe in die Zentrale, den ich generell als einen der besseren Spieler gestern Abend gesehen habe.

Die Offensive war gestern eher ein laues Lüftchen als ein Sturm, laut Kicker 9 Torschüsse und 8 Flanken, von denen keine (!) angekommen ist, zeigen ein Bild des Mangels. Hätte es diese eine geniale Aktion, eingeleitet von Götze, weitergegeben von Jakic, mit einem genialen Move auf der Linken Seite von Lindström, der Max im richtigen Moment mitnahm und Kolo Muani, der dessen flache, scharf getretene Hereingabe mustergültig verarbeitete, nicht gegeben, es wäre wohl beim 0:0 geblieben.

Was bleibt? Viel Arbeit für den Trainer, das ist denke ich unstreitig. Ich will nicht verleugnen, dass es durchaus den einen oder anderen ganz guten Ansatz gab, aber es wirkte alle noch nicht wirklich zu Ende gespielt. Die Defensive muss sich dringend einspielen, außerdem war das defensive Mittelfeld mit einem Skhiri, der mehr als unglücklich agierte, eher kein Quell der Sicherheit und ein stärkerer Gegner hätte da richtig Probleme erzeugen können.

Geben wir Team und Trainer noch ein paar Wochen, aber dann sollten Verbesserungen zu sehen sein. Nächste Station Sofia.

Ach ja, und noch eine kurze Anmerkung zur (fast) fertigen neuen Nordwestkurve. Beeindruckend. Auch wenn es das eine oder andere Mal so wirkte, als sei das ganze noch nicht zu hundert Prozent abgestimmt. Wie auch, beim ersten Spiel. Also auch hier – üben und nachjustieren… Sah aber schon gut aus.

Titelbild: Christian Kaspar-Bartke/Getty Images