#SGEFCB – Reifeprüfung versemmelt

von UliStein

Was bleibt nach den beiden ersten wirklich ernsthaften Aufgaben der noch jungen Saison für die hoffnungsvolle Mannschaft der glorreichen SGE? Ein saftiger Kater. Ganz ehrlich, wer sich gegen starke Spanier und gegen den Rekordmeister auf eine derartig hasenfüßige Art präsentiert, der ist mitnichten Bayern-Jäger Nummer eins. Der ist auch keine Spitzenmannschaft. Der ist maximal ein aufstrebendes Team, dass sich, wenn es seine Aufgaben erledigt, und die Mannschaften seiner Kragenweite samt und sonders schlägt, wieder für den internationalen Wettbewerb qualifizieren kann. Wobei natürlich dann solche Bolzen wie gegen Union dringend zu vermeiden sind.

Um die massiven defensiven Schwächen abzustellen, wäre die jetzt anstehende Länderspielpause eigentlich wie gemalt. Wäre da nicht die Tatsache, dass die komplette Viererkette auf Länderspielreise ist: Koch und Brown bei der deutschen Nationalmannschaft, Theate bei den belgischen roten Teufeln und Collins bei der deutschen U21. Bleibt also nur Ursachenforschung und das sammeln von Verbesserungsansätzen?

Denn es gibt ja schon ein paar Punkte, die zumindest diskussionswürdig sind:

Warum befindet sich die komplette Defensive seit dem verletzungsbedingten Ausfall von Rasmus Kristensen in einer kollektiven Trance, und man hat in den sechs Pflichtspielen seitdem 20 Tore kassiert? Wieso gelingt es auch nicht nur ansatzweise, dieses defensive Sieb dicht zu bekommen?

Wenn man sich die aktuelle Viererkette ansieht, bekommt man den Eindruck, als sei Robin Koch mit den vielen Zweikämpfen und der Rolle als Innenverteidiger und Abwehrchef überfordert. Sein Nebenmann Arthur Theate wiederum scheint derzeit Schwierigkeiten mit der Rolle als linker Innenverteidiger zu haben, er ist auf jeden Fall derzeit deutlich schwächer in den Zweikämpfen als sein Kollege Koch: In den Spielen seit Leverkusen gewann Arthur Theate von seinen 32 Zweikämpfen 14, das entspricht 44%. Koch führte 48 Zweikämpfe, von denen er 52%, sprich 25 gewann. Wobei für mich grundsätzlich Quoten um die 50% gewonnene Zweikämpfe bei Innenverteidigern maximal ausbaufähig sind.

Und die defensiven Außen? Tja. Rechts wurden Collins und Buta eingesetzt, mit mehr oder minder überschaubarem Erfolg. Baum spielt seltsamerweise gar keine Rolle; ist der stärkste Außenverteidiger der zweiten Liga in der letzten Saison zu schwach, um zumindest Buta dauerhaft zu verdrängen? Das ist mir persönlich ein Rätsel. Auf der linken Seite ist Nathaniel Brown eine Bank, man muss aber wirklich die Daumen drücken, dass ihm nichts passiert. Denn seit der Abgabe von Nkounkou hat man keinen wirklichen Backup mehr, Baum und Chandler könnten die Position zwar spielen, aber das wäre schon ein deutlicher Qualitätsverlust…

Dass dazu das defensive Mittelfeld in den letzten Wochen auch in einer signifikanten Schaffenskrise steckt muss man schon fast nicht mehr erwähnen. Larsson steht seit Wochen neben den Schuhen, war auch Samstag eher ein Schatten seiner selbst, Höjlund stagniert deutlich in seiner Entwicklung in dieser Saison, Skhiri kommt erst so langsam wieder in Form nach seiner Genesung, und Chaibi ist in den letzten Spielen leider defensiv mit untergegangen.

Und im Tor? Da kann man nach den Ergebnissen der letzten Wochen durchaus diskutieren, ob es die richtige Entscheidung war, Kaua Santos direkt nach seiner Genesung wieder ins Tor zu stellen. Er hat in den Spielen seit seinem Comeback gegen Union 16 Tore kassiert und strahlte auch gegen die Bayern wieder keinerlei Sicherheit aus. Was natürlich kein Wunder ist bei einem jungen Torwart, der Mal für Mal von seiner Abwehr im Stich gelassen wird.

Doch es müssen nun schnell Lösungen her. Denn in der Liga folgen nun fünf Spiele, die man eigentlich samt und sonders gewinnen muss, wenn man den Anspruch auf einen Platz im ersten Drittel der Tabelle aufrecht erhalten will: in Freiburg, gegen St. Pauli, in Heidenheim, gegen Mainz und in Köln.

Für mich ist klar, sollte Kristensen nach der Länderspielpause wie angekündigt wieder fit sein, würde ich an der Viererkette festhalten, ansonsten wäre für mich die Umstellung auf die Dreierkette eine Option. Darüber hinaus würde ich wahrscheinlich einen Wechsel im Tor vornehmen um den jungen Santos aus der Schusslinie zu nehmen und ihm Zeit zum Aufbau seiner Form zu geben.

Darüber hinaus sind die personellen Alternativen dünn, man könnte, sobald Kristensen wieder fit ist, einem der derzeit dauerspielenden Innenverteidiger Koch, Theate und Collins hin und wieder eine Verschnaufpause geben. Amenda scheint ja wohl keine ernsthafte Alternative zu sein, ich kann mich jedenfalls an kein Spiel von ihm ohne mindestens einen fetten Bock erinnern. Über die Außenpositionen habe ich ja oben schon geschrieben. Im defensiven Mittelfeld muss man hoffen, dass die Protagonisten wieder in Form kommen und vielleicht wird Mo Dahoud ja noch eine Alternative?

Abschließend bin mir ziemlich sicher, dass die sportliche Leitung im Winter doch noch auf den Abgang von Tuta reagieren wird, der im Sommer auf Grund des auslaufenden Vertrags und der kolportierten Summen wohl leider alternativlos war, uns aber derzeit mehr schmerzt als man zum Zeitpunkt der Entscheidung annehmen konnte.

Momentan bleibt nur ein bisschen das Prinzip Hoffnung.

Titelbild: Alexander Hassenstein/Getty Images

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