Eines Vorweg: dass die körperliche Attacke von David Abraham gegen den Freiburger Trainer Streich sanktioniert werden muss, ist unstreitig. Und dass die Eintracht gegen die Sperre von sieben Wochen Einspruch eingelegt hat, das darf man durchaus kontrovers diskutieren. Warum allerdings Ronny Zimmermann, der Vizepräsident des DFB und gleichzeitige Präsident des Badischen Fußballverbands (darauf wird auch noch einzugehen sein), meint, sich zu diesem Einspruch in der gezeigten Art und Weise äußern zu müssen, verdient eine kleine Erörterung.
Und noch eine Bemerkung vorweg, der Mann ist Jurist. Und als Jurist, der seit den Neunzigern eine Privatkanzlei mit dem Spezialgebiet Vereins- und Verbandsrecht betreibt, dürfte ihm klar sein, dass das Ausschöpfen eines Rechtswegs das gute Recht eines Beklagten ist.
Nichtsdestotrotz ist seit Freitag in allen Gazetten folgendes zu lesen:
DFB-Vizepräsident Ronny Zimmermann, in Personalunion auch Präsident des Badischen Fußballverbandes, hat sein Unverständnis für den Einspruch von Eintracht Frankfurt gegen die Strafe von David Abraham geäußert. Er findet das Verhalten des Vereins „komisch“, die Strafe „ein dickes Brett“ und zeigt sich trotzdem irritiert.
„Wenn was passiert, was den Rahmen sprengt und das hat es ganz sicher gemacht, dann wäre es schon schön, wenn auch die Akzeptanz bei dem Club da wäre. Wir reden immer über Werte, und das wäre eine gute Möglichkeit gewesen, zu sagen, wir stehen zu unseren Werten“, sagte Zimmermann.
Quelle: FR
Abgesehen davon,
- dass es sehr befremdlich ist, wenn ein leitender Vertreter des Verbandes, der die Hoheit über die Rechtssprechung in diesem Fall hat, sich vor der mündlichen Verhandlung wertend auslässt;
- dass es überraschend ist, dass der Vorsitzende des Regionalverbands, dem der Klub des Antragsgegners angehört, meint, sich derartig Partei ergreifend zitieren zu lassen;
- dass es schon ein Geschmäckle hat, wenn der direkte Vorgesetzte des Vizepräsidenten der ehemalige Präsident des SC Freiburg ist; bleibt mir noch eine ganz grundsätzliche Frage:
Wo verlässt ein Fußballverein wie die Eintracht aus Frankfurt Ihre Werte, wenn sie sich – auch in schlechten Tagen – hinter ihre Spieler stellt und ihnen mittels eines Einspruchs die Möglichkeit gibt, sich zu dem Sachverhalt zu äußern?
Ich finde das Verhalten von Herrn Zimmermann anmaßend, aber leider sehr in die heutige Zeit passend. Eine Zeit, in der ein amerikanischer Präsident meint, Gegner ständig mittels Fakenews diffamieren zu dürfen, vielleicht meint dann ein Jurist und DFB-Vizepräsident, dass es in Ordnung ist, jemand, der seiner Verbandsjurisdiktion unterliegt, und den rechtlich richtigen Weg nimmt, mal eben diffamieren und in irgendeine, ihm passende Ecke schieben zu können.
Vorsichtig formuliert ist das ein ungehöriges Verhalten.
Völlig richtig!
Sowas würde man auch gerne mal in den Gazetten lesen, die unkommentiert solche Meldungen weiter verbreiten.
Guter Gedanke Uli, das auch in einen größeren Rahmen zu setzen. Bedenkliche Strömung, dass alle möglichen Leute in “höheren” Positionen vormachen, wie man existierendes Recht – wenn es einem nicht passt – einfach mal ignorieren darf, um das eigene Gutdünken an seine Stelle zu setzen.
Was erlaube Ronny???