Wenn man auf die Transferaktivitäten der Frankfurter Eintracht schaut, überstrahlt ein Thema seit langem, wenn nicht seit einem Jahr, alle anderen Fragen. Filip Kostic. Geht er oder bleibt er? Verlängert er gar seinen Vertrag? Nachdem es lange Zeit so aussah, dass er wohl nach Italien wechseln könnte, ist in den letzten Tagen aus immer mehr Ecken zu hören, er stünde vor einer Vertragsverlängerung bei der Eintracht bis 2026. Natürlich inklusive üppiger Gehaltsanpassung auf das Niveau des bisherigen Spitzenverdieners Kevin Trapp, die Rede ist von fünf Millionen.
So weit, so gut. Jetzt ist so ein Angebot ja zweierlei. Zum einen die Belohnung für die fast immer hervorragenden Leistungen von Filip Kostic in den letzten Jahren, zum anderen natürlich aber auch eine Verpflichtung für die Zukunft. Denn der Spitzenverdiener muss immer vorangehen und ist dann gesetzt. Immer. Für jedes Spiel. Und das ist natürlich etwas, was Filip Kostic, der seit einiger Zeit ja schon als ‘Maschine’ bezeichnet wird, durchaus entgegenkommt. Er ist seit jeher ein Spieler, der jede Minute spielen will und sich bei Auswechslungen stets ungehalten gezeigt hat.
Aber. Ja, es gibt in der Causa Vertragsverlängerung in meinen Augen wirklich ein aber. Wie groß es ist, das hängt an Filip und seiner Flexibilität. Denn wenn man den derzeitigen renovierten Kader der Eintracht betrachtet, hat er sowohl in der Defensive als auch in der Abteilung Attacke massiv an Qualität und Variationsmöglichkeiten gewonnen. Das bedeutet aber auch, dass die Stammspieler der letzten Saison sich teilweise werden umorientieren müssen, um auf ihre Spielzeit zu kommen.
Wie Filip. Denn bisher hat er fast ausschließlich den linken Schienenspieler im 3-5-2 oder im 3-2-4-1 gegeben. Immer mit der Option, die ganze Länge des Platzes zu beackern. Lediglich in 18 der bisherigen 170 Pflichtspiele hat er seine ureigene Position des Linksaußen gespielt. Meistens zum Beginn einer Saison, wenn die Trainer Hütter oder Glasner (mal wieder) versucht haben, die Mannschaft an die Viererkette heranzuführen. Ein bisher meistens schnell eingestelltes Unterfangen. Und daran muss Filip Kostic in meinen Augen arbeiten.
Denn es kann doch eigentlich nicht sein, dass ein extrem hoch veranlagter Spieler, ähnlich einem One-Trick-Pony nur in einer taktischen Konstellation verlässlich funktioniert. Es muss doch möglich sein, ihn in einem System mit Viererkette auf links offensiv, oder was ich mir besonders gut vorstellen könnte, als linkes Glied in einer Dreierangriffskette aufzubieten.
Und diese dann gesteigerte taktische Variabilität würde der ganzen Mannschaft zu Gute kommen, da die Eintracht dann auch nicht mehr so leicht auszurechen wäre. Denn bisher haben doch gerade die tief stehenden Mannschaften regelmäßig (mehr oder minder erfolgreich) versucht, Kostic durch Doppeln aus dem Spiel zu nehmen und damit das Offensivspiel zu einem Gutteil zum Erliegen gebracht.
Natürlich verfügt Oliver Glasner jetzt mit Alario, Götze, Muani und den anderen offensiven Neuzugängen über deutlich mehr Alternativen und auch Qualität. Aber die Qualität eines Kostic, die ja neben dem rein Spielerischen auch noch einen unbändigen Willen beinhaltet, diese Qualität muss man doch in jedem System abrufbar machen können.
Disclaimer: nicht, dass mich hier irgendjemand falsch versteht. Ich möchte keinesfalls, dass Kostic verkauft wird. Er ist so wertvoll für die SGE. Abgesehen davon ist er einer von drei Spielern, neben AM14FG und dem Prince, die ich auf einem Trikot trage. Nur mal so.
Titelbild: Alexander Scheuber/Getty Images