Start einer Debatte. Die ich nicht möchte. Von der ich auch nicht weiß, ob sie gestartet wird. Oder nicht. Oder muss. Oder nicht muss. Aber Stand jetzt, da ich den Artikel schreibe, habe ich noch gehörig Frust im Bauch. Es ist Sonntag Abend, kurz nach halb acht, und damit ca. 2 Stunden nach dem Spiel der Diva bei Union Berlin.
So ging es mir noch während dem Spiel. Jetzt irgendwie nicht viel anders, trotz des erwähnten Frusts. Aber schauen wir uns das Spiel von gestern einmal an.
Da war sie, die erste Halbzeit. Man kann sagen: mehr oder weniger drückend überlegen, zumindest was die Chancen betrifft. Man hätte 1:0 oder 2:0 führen müssen, so auch die xG-Statistik (die ich eigentlich sonst durchaus für völlig überflüssig halte). Eine zweite Hälfte zum Vergessen, mit der üblichen Standardschwäche, einem wegen Abseits nicht gegebenem 0:2 und einem – quasi baugleichen – echten 0:2 zum Brechen.
Irgendwie bleibt mir in Summe zu konstatieren: die Dreierkette stand mal wieder nicht (es ist hier ja egal, wer spielt), auffällig dabei: mal wieder Tuta mit 26 % (!) gewonnen Zweikämpfen, zu wenig das. Eine linke Seite mit Lenz, die völlig überfordert war, schon in Hälfte 1 (56 % über rechts, so einiges über Mitte-links und Mitte-rechts, aber links, naja). Ein Kamada, der mehr als nach seiner Form sucht über die gesamte Spielzeit (sorry, Daichi, du kannst das besser, du bist gehemmt, eingeschränkt, finde ich). Mario Götze, der irgendwie beamtenmäßig nur noch verwaltet und seine Ideen auch nicht mehr in die Mannschaft bringt. Borré, völlig überfordert. Trapp doppelt getunnelt. Und die Liste ist sicher nicht vollständig.
Mal ehrlich, ich muss jetzt mal den Bad Cop machen. Wegen meinem Frust (erwähnte ich das schon?). Wir drehen uns irgendwie im Hamsterrad, seit Jahren. Immer wenn es eine Chance gibt, sich irgendwo zu etablieren, dann stürzen wir ab. Auf mich wirkt es so als würde trotz einer genialen Hinrunde am Ende alles mausgrau enden.
Alfred Hitchcock präsentiert: Diva – the horror returns. In den Hauptrollen: Glasner vs. Krösche, Hellmann vs. Holzer, Millionen aus Premier League und anderswo vs. NDicka, Kamada, Kolo Muani u. v. m.
Ich komme nicht umher, obwohl ich das irgendwie gar nicht möchte, einmal bewusst die Trainerdebatte zu eröffnen.
Seit Ewigkeiten spielen wir den gleichen Stiefel, als wir noch unberechenbar waren, sprich ein Stück weit in der Hinrunde, da hat das geklappt. Erfolge trugen sich selbst, die Gemüter waren leicht. Jetzt knattert es im Motor. Zweite Bälle kommen nicht an, Verschiebungen auf dem Platz funktionieren nicht. Die Leistungen sinken, man investiert nicht mehr die letzten Prozente, bekommt dumme Tore, ist damit in jedem Spiel am Ende nach unten durch. Das Überraschungsmomentum ist hin. Und ja, von mir aus ist auch der Kader begrenzt in seiner Breite. Dennoch: wer muss das regeln?
Die Motivation, die zu Selbstbewusstein führt, scheint massiv gestört. Und hierbei stößt mir tatsächlich, obwohl ich am Anfang darüber schmunzeln musste, Oliver Glasners Aussage “geilste Hinrunde, haben kein Selbstbewusstsein, wir sind Trottel” auf.
Ist es nicht die Aufgabe eines Trainers mit seinem Team, genau dieses Bewusstsein zu schaffen, dass man nicht so schlecht ist? Wenn man das nicht mehr schafft, wer dann? Ein Spieler? Ich scheitere gerade heute, jetzt noch, im Frust (!), daran, das einfach zu akzeptieren. Das müsste so nicht sein. Ja, ich weiß. Wer kann es besser machen? Kurzfristig? Niemand.
Gefühl: wir stagnieren, nein, Stagnation ist gerade ein Rückschritt, denn mit solchen Gegentoren wie heute bei schlechter Defensive und chancenvergeigender Offensive. Wäre vielleicht heute auch die Viererkette besser gewesen, um damit einen weiteren offensiven Spieler freizusetzen? Wären nicht Kolo Muanis schicke Einzelleistungen gewesen, dann hätte es da vorne finster ausgesehen. Vielleicht wäre dann Borré etwas besser zur Geltung gekommen? Fragen, die natürlich niemand beantworten kann. Aber Glasners Ideen scheinen, genauso wie die erwähnte Kaderbreite, begrenzt. Kann ein Auswechselspieler wirklich so viel schlechter sein wie ein gehemmter Kamada? Da fehlt mir der Glaube, und wenn doch, dann gute Nacht.
Stagnation ist gerade ein Rückschritt. Warum noch? Naja, wie gesagt. Mit solchem Vergeigen vorne und offenem Scheunentor hinten werden die Punkte uns nicht zufliegen. Wenn zugleich noch der Kampfgeist fehlt, den man sich vielleicht einmal einverleiben müsste. Und wenn uns noch wenig Punkte zufliegen, dann wissen wir alle, was das am Ende der Saison heißt: mausgrau, 8. / 9. Platz, positiv gedacht; großer Umbruch da die potenziell guten Einzelleister alle wechseln werden und bei Neuzugängen wieder die Hoffnung bleiben muss, dass gut qualifizierte Talente wirklich durchbrechen können.
Start einer Debatte. Um den Trainer. Irgendwie weiß ich nicht, obwohl ich Oliver Glasner so gefühlt als Mensch sehr mag, ob das aktuell alles so zusammenpasst. Das spiegelt für mich auch die Pressekonferenz nach dem Spiel wider. Er möchte eigentlich gar nichts sagen, er habe die Spieler in der Defensive kritisiert – nein, er hat nur festgestellt!, so Oliver Glasner. Stinkesauer, aber auch genau das ein Punkt aus der Reihe: er sieht die richtigen Dinge, kann sie nicht abstellen. Liegt es an der Qualität oder daran, nicht mehr durchzukommen?
Genau deshalb: Eine Debatte. Für euch. Mit euch. Vielleicht denke ich jetzt, Montag früh, wenn der Artikel online geht, anders. Dann werde ich das hinschreiben. Aber bis dahin: wie gehts euch mit gestern und den letzten Wochen? Bitte, haut mal einen raus.
(Titelbild: DD ANDERSEN/AFP via Getty Images)
Jaja der Frust sitzt tief, bei mir und dem Trainer auch. Allerdings ist er zumindest nicht ganz unschuldig: Ein Kamada ist seit Wochen grottenschlecht! Warum nicht Jakic? Beim nächsten Spiel könnte auch Ebimbe wieder ran. Tuta wurde von vielen total hochgelobt , spielt immer und weiß das auch ? Touré hat gar keine Chance mehr ? Insgesamt fehlt mir Mentalität auf dem Platz , da reißt keiner die Mannschaft mit – alles viel zu brav , insbesondere wenn Rode ausfällt. Sow wird niemals ein Anführer sein, der wollte ja selbst nach dem Spiel noch alles schön reden. Auch Trapp darf sich mal selbst hinterfragen, aber er hat uns schon viele Punkte geholt, fairerweise muss das auch gesagt werden.
Jürgen,
Vorhin sagte ich zu meinem alten Herrn: was fehlt ist, mal wieder, so ein Prince Boateng-Typ. Einer, der mitreißt. Der den Willen auf dem Platz lebt und weitergibt. Alles zu weichgespült.
Plus vieles mehr, wie du es sagst, Jürgen. Wie es mir schon durch den Kopf ging. Und das, was wir gar nicht erst im Kopf haben, weil wir es übersehen.
Ja, Kevin Prince war zu Eintracht Zeiten so ein Wachrüttler. Der Zauber ist in Berlin aber auch verloren gegangen. Er wurde schon zweimal bei der alten Dame zu Beginn als Leader eingesetzt – ohne Erfolg. Was ich bei Glasner (obwohl ich ihn sehr mag) nicht verstehe, warum immer wieder Kamada. Was ist denn mit den Spielern 14-21? Wirklich so schlecht? Die Nichtberücksichtigung von Toure kann ich nicht nachvollziehen, ähnelt der Causa Hütter-Younes. Bei mir tritt derzeit eine Art Resignation ein. Negativergebnis werden emotionslos zur Kenntnis genommen. Bei aller Liebe: Bochum wird kein Selbsläufer – die stehen mit dem Rücken zur Wand/Liga 2. Wie gut, dass wir 40 Punkte haben.