#SGEKiebitz – Besuch im Stadtwald und ein Trainer im Tunnel

von Tom

Der Trainingskiebitz macht sich so seine Gedanken über die Eintracht, die Presse und den ganzen Rest. Er versucht seiner eigentlichen Profession nachzugehen, wird jedoch von der Security daran gehindert und muss alternative Dinge tun. Man sehe ihm den intensiven Werbeblock im ersten Drittel des Textes nach. Aber lest selbst:

Korken hat es unlängst sehr treffend beschrieben: Die Causa Eintracht Frankfurt ist ebenso komplex wie für uns dann doch weitgehend Außenstehende trotz allem Rauschen im Blätter- und Twitterwald extrem schwer umfassend zu durchschauen und zu bewerten. Wer das alles über den Verein seines Herzens sieht, liest und hört bekommt seit geraumer Zeit jedenfalls garantiert einen Brummschädel und schläft schlechter. Das geht dem Rentner-Kiebitz nicht anders. Losgelöst von unmittelbaren beruflichen Zwängen ist die Freiheit, sich permanent mit den nahezu im Minutentakt neu auf die geneigte Zuhörerschaft einprasselnden News auseinandersetzen zu können und diese dann irgendwie für sich zu verarbeiten, dazu eine äußerst zweischneidige Angelegenheit.

Dies gilt auch, da wie es wie bei jeder guten(?) Seifenoper auch hier diverse Handlungsstränge gibt, die immer wieder neu aufpoppen, sollte es an der anderen Stelle auch nur für einen Moment einmal etwas ruhiger werden. „Ein Klub auf Abwegen“ wie der Kicker in seiner heutigen Donnerstagausgabe titelt. Kaum hat sich die Aufregung über die Trennung von Oliver Glasner zum Saisonende in homöopathischen Dosen gelegt, schon kommt wieder das Thema Aufsichtsrat um die Ecke und der nächste vorgezogene Abgang wird gerüchtet. Diesmal geht angeblich Philip Holzer irgendwann vor Ablauf seiner Amtszeit 2025 im Laufe des nächsten Jahres.

Aber warum darüber aufregen? Christopher Michel (sport1) kann das auf Twitter nach „seinen“ Informationen nicht bestätigen. Na dann rasch rüber zur anstehenden Spieltags-Pressekonferenz mit Oliver Glasner, der dort tatsächlich auftritt. Jedenfalls wird das von der Eintracht in Anbetracht der Dinge besonders angekündigt.

Bis es soweit ist, kann ich mir ja noch einmal Gedanken über meinen gestrigen Besuch im Stadtwald machen. Endlich hat es mal geklappt und Vatmier – ebenso beschäftigt wie ich selbst – kann mich einmal wie schon lange angedacht begleiten. Das war doch mal was Schönes. Als jugendliches Team sind wir unschlagbar und pünktlich vor Ort auf dem Gelände. Passend zur Lage ist es bewölkt und auch ansonsten gefühlt alles grau in grau, aber immerhin regnet es nicht, was sich hinterher allerdings auch ändern soll.

Wir schlagen erst einmal im Museum auf und verschaffen Kollege Steffen am Eingangstresen eine arbeitsreiche halbe Stunde mit unseren diversen Wünschen rund um die Eintracht. Ich ordere eine neue MuseumsCard für Frankfurt; dass dies über das Museum meines Vertrauens läuft, ist natürlich Ehrensache und zur Nachahmung empfohlen. Nicht nur spendiert mir Vatmier dann eine Apfelsaftschorle – lieben Dank dafür! – sondern der Museumsdirektor persönlich gibt uns später noch einen Kaffee aus. Damit hat er sich die kostenlose Werbung (siehe oben) natürlich redlich verdient.

Ansonsten bin ich natürlich überhaupt nicht bestechlich, möchte aber trotzdem aus gegebenem Anlass noch das Eintracht-5er-Postkarten-Set im praktischen Umschlag empfehlen, dass ich für 5 € beglückt erwerbe.

Und damit Schluss mit dem Werbeblock und weiter in den am Vormittag angenehm leeren Fanshop, wo ich ein neues Eintracht-Jäckchen für meinen Enkel erwerbe. Ist übrigens sehr gut angekommen, liebe Vatmier, danke für die hilfreiche Unterstützung. Es gab da nämlich auch eine Art Baby-Janker, der trotz Eintracht-Emblem fast eher wie eine Jacke aus dem Angebot des Dauermeisters aus dem Süden der Republik wirkte. Zum Glück waren gleich Vatmier und weitere Eintracht-Mütter besorgt um mich herum, um das Schlimmste zu verhindern.

Nach so intensiven Vorbereitungen wurde es jetzt aber Zeit sich Richtung der Spielfelder vor der Haupttribüne zu begeben, zumal wir in diesem Moment auch Peppi Schmitt erkannten, der in dieselbe Richtung eilte. Ihn hätten wir natürlich gerne exklusiv interviewt, wie er sich denn als neuer Waldi Hartmann so fühlt, dem Rudi Völler mit ähnlicher Wutrede („Ja Du, Du sitzt einfach hier und trinkst Dein Weizenbier!“) dereinst ja auch zu einem ungeahnten Karriereschub und ewigem Ruhm verholfen hat. Wobei ich gerade darüber nachdenke, wie Tante Käthe nach diesem „tiefsten Tiefpunkt“ damals eigentlich noch im Amt verbleiben konnte? Sehr viel beherrschter als Oliver Glasner ist er auch nicht gewesen.

Während Peppi allerdings unbehelligt zum Trainingsgelände marschiert, wird uns vom freundlichen Security-Personal plötzlich mit ebenso bedauernden wie bestimmten Worten der Zugang verweigert, da die heutige Übungsstunde aus aktuellem Anlass jetzt doch nicht wie eigentlich üblich öffentlich sei. Das ist natürlich ein harter Schlag, zumal wir unsere Fernrohre vergessen haben. Von weitem wirkt alles allerdings ohnehin etwas bräsig, aber das mag täuschen. Es wird jedenfalls offenbar (auch) viel herumgestanden und miteinander geredet.

Das tun wir dann gezwungenermaßen auch und sogar Direktor Matze kommt noch einmal bei uns vorbei (siehe Kaffee oben). Was wir in den gemeinsamen zehn Minuten besprechen, bleibt selbstverständlich unter uns und wird auch auf diesem Weg nicht an die Presse durchgestochen. Anderenfalls wären wir auch sofort gefeuert worden und könnten die Saison nicht mehr zu Ende kiebitzen, was jammerschade wäre.

Vermelden können wir auf jeden Fall, Philipp Max wieder auf dem Trainingsplatz gesichtet zu haben. Frisuren gehören ja traditionell zur besonderen Kernkompetenz des Umfelds und mit seinen blondierten Haaren konnte ihn Vatmier mit ihren Adleraugen erspähen. Die Presse hat das allerdings später nicht bestätigt, die Hessenschau begrüßte vielmehr lediglich die drei Rückkehrer Rode (muskuläre Probleme), Tuta (Schulterverletzung) und Lucas Alario (Kniereizung) auf dem Trainingsplatz.

Unsere Recherchen auch dazu wurden dann leider sehr abrupt durch heftige Regenschauer unterbrochen, was mich während unserer überstürzten Flucht zu philosophischen Anmerkungen über das passende Wetter zu dieser Rückrunde anregte. Oliver Glasner und sein Team standen jedenfalls mal wieder da wie die begossenen Pudel, was aber ja nun auch nicht so wirklich etwas Neues ist. Weitere Einzelheiten zum Wetter dürften dem geneigten Leser kaum Erkenntnisgewinn bringen. Es wird daher an dieser Stelle darauf verzichtet.

Schwupps saßen wir im Bus zum Südbahnhof und verabschiedeten uns herzlich. Schön war es jedenfalls für uns, einen Vormittag in trauter Eintracht verleben zu dürfen. Das ist doch das, was uns in diesen Tagen aufrecht hält. Danke dafür, liebe Vatmier.

Da es immer noch ein paar Minuten bis zur Pressekonferenz sind, habe ich Zeit, mir noch ein paar Gedanken, ja worüber denn eigentlich zu machen? Vielleicht ja doch passend über die Rolle der Medien, die m.E. auch immer ein wenig zu kurz kommt. Siehe Peppi, der jetzt gewollt oder ungewollt ein Stück Eintracht Geschichte zumindest kausal mitgeschrieben hat.

Peppi Schmitt war am Montagabend auch im „Heimspiel“ des Hessischen Rundfunks zu Gast und kommentierte seinen Auftritt in staatsmännischer Gelassenheit. Er verwies sofort auf Glasners Entschuldigung und dass die Sache damit für ihn erledigt sei. Gleichzeitig sprach er sich eindeutig dafür aus, dass der Trainer auch noch in Berlin beim Pokalfinale aus Gründen des Respekts auf der Bank sitzen solle.

Hier gehen die Meinungen unter den Frankfurter Journalisten erkennbar auseinander. Christopher Michel votiert für eine sofortige Ablösung; im Ergebnis schließt sich ihm Peter Heß von der FAZ an, wenn er schreibt, die Chancen noch DFB-Pokalsieger zu werden seien mit Glasner kleiner als ohne ihn. Der könne der Mannschaft im Ergebnis keine Impulse mehr verleihen.

Die FR kommentiert die Frage, ob es mit Glasner nach der Entscheidung zur Trennung eine Initialzündung insbesondere im Hinblick auf Berlin geben könne demgegenüber im altbekannten und viel verwendeten „Durstewitz-Duktus“: Kann sein, muss nicht sein. Eine Bemerkung, die mich übrigens regelmäßig auf die Palme bringt.

Peppi Schmitt konnte sich jedenfalls der Unterstützung wohl der gesamten Frankfurter Presse, soweit ich das überschaue, gewiss sein, die ihm eine völlig harmlose und sachliche Frage nach Einsatz, Wille und Motivation des Teams in Hoffenheim angesichts der Patzer der Konkurrenz bestätigten, auf die Oliver Glasner dann völlig unangemessen reagiert habe. Im weiteren Verlauf der Debatte im „Heimspiel“ ist Schmitts Interpretation dann die, dass er selbst völlig ruhig blieb, da Glasner ja eigentlich wohl Krösche gemeint hätte, weil der auf genau dieselbe Frage unlängst genau das geantwortet habe, dass sie es offenbar nicht verstanden hätten, worum es ginge.

Genau diese vergiftete Frage, legte Schmitt dann dem immer noch frustrierten Trainer vor und ich frage mich, welche Antwort er da eigentlich erwartet hat. Die Nerven reißen jedenfalls beim Befragten, der plötzlich alle Souveränität und Professionalität fahren lässt. Glasner wendet sich in diesem Moment allerdings ausdrücklich an „Euch“ und den Fragesteller, als er sich in Rage redet. „Das war ungehörig“, sagt Schmitt, der großmütige Jäger später, nimmt aber dennoch die Entschuldigung gnädig an.

Jetzt aber endlich live per EintrachtTV die Pressekonferenz vor dem Mainz-Spiel mit einem Oliver Glasner, der vorab zwei Dinge tut: Zunächst einmal entschuldigt er sich ausdrücklich für seine Ausfälle gegen Peppi Schmitt im Ton, allerdings ausdrücklich nicht in der Sache. Er bleibe dabei, dass er sich immer vor die Mannschaft stelle, wenn man ihr mangelnde Motivation und Engagement vorwerfe.

Zur selben Zeit äußert sich Bo Svensson auf der Parallel-PK in Mainz ebenfalls zu dem Vorfall und spricht von einem starken Zeichen seines Trainerkollegen: „Ich fand, das war stark von ihm. Verständnis für die Entlassung Glasners habe er nicht. Grundsätzlich würden Trainer im Fußball ein bisschen zu früh entlassen. Rumms.

Zweiter Punkt: Glasner geht nach eigener Aussage jetzt „in den Tunnel“ und bittet um Verständnis, dass er sich erst nach dem Pokalfinale zu seiner persönlichen Situation äußern werde. Es gehe jetzt nur noch um zunächst die Liga und danach Berlin. Europa sei noch auf beiden Wegen gemeinsam(!) erreichbar. Dazu wolle er beitragen, die Eintracht gehöre nach Europa.

Das ist also die wohl verabredete Sprachregelung der Verantwortlichen und Glasner hat doch sehr souverän und wieder völlig ruhig und sachlich den Turnaround hin zu einer „normalen“ Spieltagspressekonferenz geschafft.

Die Journalisten halten sich auch weitestgehend daran. Nachfragen zur Auswirkung einer (deutlichen) Niederlage gegen Mainz werden nicht gestellt. Wenn man den zahmen oder – je nach Lesart – respektvollen Tonfall eigentlich aller Journalisten hört, deren Krisenartikel man jetzt einige Tage lang gelesen hat, wirkt das fast ein wenig wie aus der weitgehend heilen Glasner-Welt bis Anfang dieses Jahres.

Nun also zunächst einmal volle Konzentration zunächst auf Mainz und Hoffnung darauf, dass jetzt bei geklärter Situation der berühmte Knoten endlich platzt. Ein Sieg gegen den Tabellennachbarn und man hätte schon mal einen Konkurrenten im Kampf um Europa überholt.

Die heutige Pressekonferenz lässt eigentlich wenig Gutes erahnen. Also für das Mainz-Spiel. Oliver und Peppi haben sich ja wieder lieb. Vorne ist diesmal Borré gesperrt, Lindström wird noch brauchen. Die Hauptlast muss also wohl wieder Kolo Muani tragen, der aber nach seinen Adduktorenproblemen auch erst wieder seit Mittwoch im Training ist. Dazu hat sich Alario im Regentraining (siehe oben) das Knie lädiert und ist fraglich. In der Defensive steht hinter Tuta ebenfalls noch ein Fragezeichen. Touré braucht anscheinend zumindest noch Zeit, um in Form zu kommen. Glasner machte ihm nach eigenen Worten aber immerhin Mut für Berlin, dass es vielleicht doch noch so werde wie letztes Jahr. Aber das sei derzeit noch mehr ein Gefühl. Max sei noch keine Option. Auch wenn wir ihn gesehen haben, wird er erst nächste Woche wieder voll ins Training einsteigen. Jakic und Smolcic sind nach wie vor überhaupt kein Thema. Die Namen Hasebe und Rode fallen zum Glück(!?) nicht, müssen(!) also womöglich spielen. Ja, Aaronson, der junge Amerikaner wird mehr und mehr eine Option für die Startelf, aber Glasner erläutert nochmals, dass die ursprünglichen Pläne für den 18jährigen die Rückrunde eigentlich wenn überhaupt zur bloßen Eingewöhnung vorsahen. Jetzt sieht es so aus, als müsse ein Youngster es richten.

Nichts desto trotz soll endlich wieder ein Sieg her, um die Heimbilanz zumindest noch ein wenig aufzuhellen. Wobei Glasner richtigerweise darauf hinweist, dass die Eintracht seit langer Zeit (1:2 gegen Dortmund am 29. Oktober 2022) zuhause kein Bundesliga-Spiel mehr verloren habe. Aber nach zuletzt vier Unentschieden mit 1:1 eben auch lange keines mehr gewonnen.

Was gibt da aus rein sportlicher Sicht eigentlich große Hoffnung? Die Defensive wird Glasner schon aus personeller Sicht kaum mehr zu einem Bollwerk machen, die eigene Unzufriedenheit hierüber räumte er in der PK auch umstandslos ein. Vorne müssen also die Punkte gewonnen werden und da kann man wohl nur endlich mal wieder auch in der Liga auf Sahnetage auch von Kamada und Götze (Bitte nicht mehr so viel meckern!) im Zusammenspiel mit Kolo Muani hoffen. Der ist nach Aussage von Glasner ebenso fokussiert und im Tunnel wie er selbst. Kolo wolle eben unbedingt noch einen Titel, unabhängig davon, ob er bleibe.

Was wird am Samstag passieren, auch außerhalb des Platzes, wird Glasner dann noch gefragt: Solidaritätsbekundungen für ihn werde er nicht wahrnehmen und er lese auch nix mehr, er sei jetzt gedanklich im Tunnel. Im äußeren Leben wird er gegen Mainz irgendwo in einer Loge sitzen, wo noch ein Plätzchen frei ist. Unten müssen es dann die Assistenten richten.

Hoffen wir auf das Beste und vor allem etwas Ruhe. Drei Punkte würden helfen.

Titelbild: Daniel Roland/AFP via Getty Images

2 Gedanken zu „#SGEKiebitz – Besuch im Stadtwald und ein Trainer im Tunnel“

  1. Danke Tom!

    “Solidaritätsbekundungen für ihn werde er nicht wahrnehmen und er lese auch nix mehr ….”

    Glaub’ ich ihm net :-).

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