#SGE – Schon eine komische Welt da draußen

von UliStein

Seit Dienstagabend ist es offiziell. Oliver Glasner und die glorreiche SGE gehen zum Ende der Saison getrennte Wege. Das Pokalfinale wird das letzte Spiel des scheidenden Trainers. Eigentlich eine Konstellation, die den Fans der Mannschaft vom Main durchaus bekannt und – auch auf Grund des Ausgangs vor fünf Jahren bei gleicher Gemengelage – nicht unsympathisch sein müsste.

Aber was man sieht, wenn man so durch die so genannten sozialen Medien und das übrige Internet streift, zeigt etwas vollkommen anderes. Ein (zumindest in meiner Internetblase) weit überwiegender Teil der Kommentatoren und Kommentatorinnen schlägt sich eindeutig auf die Seite des Trainers, die Schuld liege ja nahezu ausschließlich beim Sportvorstand, der die Abwehr nicht ausreichend verstärkt habe und eh nur seine Buddys aus dem Reich des roten Rindviehs in Amt und Würden bringen wolle. Und natürlich beim Vorstandssprecher, der wochenlang mit seinen eigenen Dingen beschäftigt war und jetzt dann ausgerechnet gegen den armen Trainer lospoltert. Ich gebe zu, dass diese Darstellung stark verkürzt ist, aber Übertreibung veranschaulicht bekanntermaßen.

Wenn man sich jedoch an die Fakten hält ist natürlich unübersehbar, dass der Verlust von Hinteregger zu Saisonbeginn nicht adäquat aufgefangen wurde. Das ist ein Fakt und nicht wegzudiskutieren. Die Transfers in der Defensive haben auf Grund von Verletzungsproblemen und mangelnden Leistungen nicht eingeschlagen. Wenn man sich jedoch die Leistungen der Eintracht-Defensive in der Saison anschaut, muss man eins konstatieren: für die Betrachtung der Saison ist das unerheblich. Die Leistungen waren nicht schwankend. Die waren in der Hin- und der Rückrunde sogar ausnehmend konstant. Kassierte man in der Hinrunde in 17 Spielen 25 Tore (1,5 Tore pro Spiel), so lag diese Quote in der Rückrunde bis einschließlich 31. Spieltag bei 1,7 Toren, sprich 24 Toren in 14 Spielen.

Es ist daher vollkommen klar, dass die Mannschaft ergebnistechnisch so katastrophal performt hat, weil die Tore vorn nicht gemacht wurden. Denn 36 Toren in der Hinrunde (2,1 pro Spiel) stehen in der Rückrunde magere 15 Treffer zur Verfügung.

Die Ursachen dieser konstanten Ladehemmung liegen meiner Meinung nach an fünf Stellen: erstens war die Verletzung von Lindström auf längere Sicht nicht zu kompensieren; zweitens gab es einen katastrophalen Leistungseinbruch bei den meisten WM-Fahrern (bei der SGE vor allem Götze und Kamada), der nicht auszugleichen war, da Spieler ihrer Leistungsstärke nicht im Kader waren; drittens haben die Transfers vor der Saison für die Offensive bis auf Kolo Muani nicht funktioniert und viertens haben die Transfers zur Winterpause von Max und Aaronson eigentlich kaum Alternativen geschaffen. Eher wurde gar mit Max noch ein Problem hinzugefügt, da er durch seine Spielweise die Statik des Spiels deutlich gestört hat. Und fünftens an der mangelnden Rotation, da der Trainer eigentlich versucht hat, die Saison mit fünfzehn, sechzehn Spielern durchzuspielen.

Soweit so schlecht. Da sind Dinge, die in der Verantwortung des Sportvorstands liegen (Transfers), gemischt mit Dingen die eindeutig in die Zuständigkeit des Trainers fallen (Spielanlage, Rotation) und gekrönt von Dingen, die extern begründet sind wie diese unsägliche WM.

Bedeutet für mich, alle sitzen im Boot, haben Verantwortung, und müssen jetzt ihr Scherflein zur Problemlösung beitragen. Dass man nun entschieden hat, den Trainer nicht weiter zu beschäftigen, ist einerseits bedauerlich, andererseits aber auch nicht vollkommen unverständlich. Zumal er mit seinen öffentlichen Auftritten in der letzten Zeit, aber halt hauptsächlich mit der extrem mangelhaften Performance der Mannschaft keinerlei Gründe geliefert hat, diese Option nicht zu wählen.

Vielleicht setzt ja die nun getroffene Entscheidung nochmal Kräfte frei, um diese Saison noch zu einem anständigen Ende zu bringen, gern mit dem Pokal als Krönung. Und ich bin mir fast sicher, dass nach der Saison eine große Bilanz folgt, die die Fehler in allen Teilen analysiert und versucht zu beheben. Muss auch nicht öffentlich sein.

Titelbild: Daniel Roland/AFP via Getty Images

1 Gedanke zu „#SGE – Schon eine komische Welt da draußen“

  1. In der Analyse stimme ich dir zu. Bis auf den letzten Satz.
    Bitte macht das öffentlich!!!
    Öffentliche Beichte. Fertig.
    Dann kennt jeder die Fakten und kann sich sein eigenes Bild machen.
    Dadurch nehmt ihr den Journalisten jede Möglichkeit mit Andeutungen und Hypothesen Menschen gegeneinander aufzubringen.
    Eintracht nicht Zwietracht.

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