Ein abwanderungswilliger Vorstandssprecher, massive inhaltliche Differenzen zwischen dem Aufsichtsratsvorsitzenden und dem gesamten Vorstand, abwanderungswillige Spieler, ein Präsident unter Drogenverdacht, abgetauchte Entscheidungsträger, ein angeschlagener und immer dünnhäutigerer Trainer, eine beispiellose Serie der Erfolglosigkeit in der Liga, schlecht aufgenommene Dauerkartenpreise, eine rumpelige Verteilung der Pokalfinaltickets; kurz: Probleme über Probleme. Und der gemeine Fan steht hier und kommt aus dem Staunen nicht mehr raus.
Denn eins muss man ganz deutlich sagen: alle Ereignisse für sich genommen sind gar nicht so schlimm, können in jedem anderen Verein oder Unternehmen in dieser oder ähnlicher Form auch passieren. Was allerdings meiner Meinung nach überhaupt nicht passieren darf, ist die mangelhafte Kommunikation nach außen. Wie da in den letzten Wochen teilweise agiert wurde lässt mich eigentlich nur noch kopfschüttelnd zurück.
Man nehme einfach einmal die sportliche Situation: in den Wochen des kontinuierlichen Misserfolgs der Mannschaft in der Liga hörte man von den Verantwortlichen eigentlich nur den Sportvorstand regelmäßig, der immer wieder die Mantra vom Festhalten an den einmal propagierten Zielen wiederholte. Der sonst durchaus auf allen Kanälen präsente Vorstandssprecher war – vermutlich auch auf Grund seiner eigenen ungeklärten Situation – leider gar nicht sichtbar. Sichtbar war hingegen ein Trainer, der immer gereizter und dünnhäutiger wurde, was schließlich in seinem missglückten Auftritt bei der Pressekonferenz nach dem Hoffenheim-Spiel kumulierte. Und da kam dann auch der so lang schmerzlich vermisste Vorstandssprecher wieder zum Vorschein und kanzelte den Trainer in einer schon überraschend barschen Weise ab. Auch wenn man ihm inhaltlich durchaus zustimmen konnte, war das ganze stilistisch eher so semigut.
Oder die Sache mit den Dauerkarten. Natürlich weiß jeder, der ein bisschen weiter als von der Tapete zur Wand denken kann, dass die Umgestaltung des Stadions in mehreren Hinsichten Konsequenzen nach sich ziehen muss. Wenn man eine große Anzahl zusätzlicher (eher preisgünstigerer) Stehplätze schafft, muss man, da die Kosten ja nicht geringer werden, diese Veränderung durch ein Umlegen auf die anderen Kategorien kompensieren. So weit so gut. Warum man diese aber dergestalt umsetzt, dass die mittleren Kategorien teilweise weit über 25% mehr bezahlen müssen, die Topkategorie aber mit einem Plus von 3% wegkommt, ist zumindest erklärungsbedürftig. Und diese Erklärung fehlt halt vollkommen. Denn es langt eben nicht, zu sagen, wir ermöglichen weiter ach finanziell nicht so gut gestellten Fas den Stadionbesuch. Das ist dann ein bisschen dünn.
Und dann ist da ja noch die Sache mit dem Umsetzen und dem weggefallenen Familienblock. Auch so eine Sache, die – was das Umsetzen angeht – eine logische Sache ist; wurde halt leider auch nur kommuniziert nach dem Motto friss oder geh. Liebe Eintracht, das geht so nicht. Das Umsetzen in den ehemaligen Familienblock betrifft zum einen teilweise sehr, sehr langjährige Dauerkarteninhaber, bei denen man durchaus mit etwas mehr Fingerspitzengefühl rangehen könnte. Und zum anderen betrifft es die ganz jungen Adlerfans, die alleine noch nicht ins Stadion gehen, deren Eltern sich aber vielleicht auch keine Tageskarte für den oder die Sieben-, Acht- oder Neunjährige(n) leisten können. Denn dann ist man nur mit Karte, Pommes und Getränken ganz schnell bei um die hundert Euro. Und das kann nicht jeder. Hier fehlt mir bisher jegliche Alternative wie zum Beispiel eine Veränderung der Regelung mit den Schoßkindern oder was auch immer.
Und dann sind da ja noch die Pokalkarten. Auch hier – jeder, der logisch denkt, weiß, dass bei 23700 Karten, die jeder Verein bekommt, nicht jeder der 28000 Dauerkarteninhaber ein Ticket über die SGE bekommen kann. Dazu gibt es noch 3000 VIPs, wie man auf der letzten EFC-Versammlung erfahren konnte. Für mich war der erste Kommunikationsfehler, dass die Eintracht nur von 20000 Karten sprach, während Leipzig die volle Anzahl veröffentlichte. Dass die (fehlenden) 3700 Karten an die VIPs gehen, ist prinzipiell ja ok, halt nur schlecht kommuniziert. Dass jetzt bei der Verteilung der vermutlich 20000 zu vergebenden Karten viele langjährige und engagierte SGE-Fans unberücksichtigt blieben, mag in der Natur der Sache liegen, verwundert mich persönlich in der zu beobachtenden Häufung doch schon sehr.
Zum Schluss: auch ich gehöre zu denen, die keine Karte auf dem regulären Weg bekommen haben und nun hoffen, noch irgendwo eine Karte aufzutreiben. Daher fand ich die folgende Kleinigkeit maximal überflüssig:
Es bleibt mir nur noch, der Eintracht kommunikativ eine gute Besserung zu wünschen.
Titelbild: Daniel Roland/AFP via Getty Images
Hallo Uli
Das mit dem Public Viewing siehst du zu negativ. Es gibt genug Leute (z. B. meine Söhne), die das Public Viewing im Stadion als adäquate Notlösung ansehen, wenn es mit dem Ticket in Berlin nicht klappt. Und vermutlich sauer wären, hätten sie davon nichts mitbekommen.
Laos Detari,
Im Grunde bin ich bei Dir. Ich fand nur das Timing der Mail eine Stunde nach der Absage für die Finaltickets unterirdisch. Zumal der gleiche Text schon Stunden zuvor auf Twitter erschienen war.