Mutmaßungen und Zukunftsblicke

von korken

Gestern erschien in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung ein Interview mit Wolfgang Steubing, dem Aufsichtsratsvorsitzenden der Eintracht Frankfurt Fußball AG. Zum Nachlesen: hier entlang!

Zu Allererst: ich empfinde das Interview als höchst nebulös, es gibt Einblicke in die Zukunft, die aber bewusst hinter der Tür gehalten werden.

Kapitalrücklagen

Die Eintracht arbeitet mit dem zuständigen Finanzamt in Fulda, um hier zu klären, ob Geldgeber ohne Schenkungs- oder Erbschaftssteuer der Eintracht Geld zur Verfügung stellen können, um die Kapitalrücklagen zu erhöhen – Steubing spricht von 10 bis 15 Millionen Euro.

Ist es tatsächlich so, dass sich Eintrachtfans bzw. Eintrachtfanfirmen gefunden haben, die Geld verschenken wollen? Wäre ich Milliardär, so würde ich mich sicher auch engagieren – ohne Sponsoring, ohne Gegenleistung. Aber das bin ja nur ich. Will also jemand etwas “schenken”, macht das Thema der steuerlichen Betrachtung in meinem laienhaften Finanzwesenwissen Sinn, und zwar nur dann.

Die Rücklagen sollen, wenn es nötig wird, natürlich ausgegeben werden können. Für Spieler, für die Infrastruktur. Steubing spricht das Thema der neuen Geschäftsstelle an, das ist wiederum kein neues Wissen. Auch Verstärkungen sind ein Thema, man scheint hier aufgrund der letzten Rückrunde durchaus gebrandmarkt zu sein. Man verließ sich auf eine ganz positive Hinrunde und am Ende… ihr wisst es alle.

Auch das bruchhagensche Supertheorem wurde natürlich wieder in den Mund genommen: man müsse sich strecken um konkurrenzfähig zu bleiben. Heribert wäre dafür sicher geteert worden. Warum passiert das jetzt nicht? Ich für mich kenne die Antwort: man hat den Eindruck, dass man arbeitet, dass man etwas ändern will – und das wird honoriert.

Man kann es ja an den Sponsoringverträgen und der Logenauslastung diese Saison sehen. Es tut sich was.

Der Spielermarkt und die Jugendarbeit

Der Markt hat sich geändert. Von Riesensummen in England für durchschnittliche Kicker bis hin zu astronomischen Summen irgendwo zwischen Spanien und Frankreich.

“Wenn ein deutscher Spieler heute geradeaus kicken kann, kostet er schon zehn Millionen Euro.” (Wolfgang Steubing, im oben verlinkten Artikel der FAZ)

Von der Hand zu weisen ist diese These nicht. Und genau deshalb ist es doch klar, warum sich das Mittelmaß des deutschen Fußballs im Ausland umsehen muss.

Die Jugendförderung wird zwischen den Profis und dem eV-Bereich wieder groß geschrieben, man arbeitet zusammen, man fördert sich. Steubing sagt:

“Vielleicht ist der Sprung vom Riederwald zu den Profis dann doch ein zu mächtiger Sprung für den einen oder anderen.”

Für mich ist das ein Indiz, dass man auch intern deutlich der U23 hinterhertrauert. Man könnte so doch, auch bei eventuell zu niederklassigem Niveau, immerhin eine Plattform anbieten, in der sich ein Spieler stabilisieren kann.

Die Stimmung

Gegrantelt wird, rund um die Eintracht, stets und immer. Was war zuerst? Henne oder Ei? Das Granteln oder die Diva? Niemand weiß es. Oder ist zufällig noch jemand da, der 1899 alt genug war, das einschätzen zu können? Schön ist, dass man heute – im Vergleich zu HB – erkennt, dass man mit dem Granteln einfach leben muss. Es hilft nicht, lehrerhaft dagegen zu gehen.

Die Eintracht steht gut da in der Tabelle. Es gibt vieles zu Verbessern, aber selbst Horst Ehrmanntraut sagte schon auf seinem legendären Plastikstuhl: Stillstand ist Rückschritt. Und so lange wir uns sportlich und organisatorisch bewegen hat die verantwortliche Führungsriege der Eintracht einen ordentlichen Kredit bei mir.

Und jetzt? Jetzt schickt uns halt den s…… BVB!

So long, bleibt sauber. Man liest sich.

3 Gedanken zu „Mutmaßungen und Zukunftsblicke“

  1. Also ich bin ja misstrauisch. Und wenn jemand wie Herr Steubing ein Interview gibt, gehe ich immer davon aus, dass er sich nur die Zeit nimmt, weil er bzw. der Vorstand und der Aufsichtsrat ein Ziel verfolgen.

    Normalerweise würde ich erwarten, dass dieses Ziel nach einem Interview klarer wird. Aber das einzige Ziel, was er in meinen Augen mit diesem Interview verfolgt haben kann, ist die interessierte Öffentlichkeit darauf vorzubereiten, dass da in der nächsten Zeit etwas kommt. Etwas aus seiner Sicht positives.

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