Vor der Saison hatte man bei der Eintracht die Qualifikation für die europäischen Plätze als Ziel ausgegeben. Außerdem hoffte man, sich in der Europa-League achtbar aus der Affäre zu ziehen und zumindest die Gruppenphase zu überstehen. Während man letzteres eindrucksvoll schaffte und derzeit den Halbfinalbegegnungen gegen West Ham United entgegenfiebert, kann die Mission Qualifikation über die Liga als durchaus krachend gescheitert angesehen werden.
Oberflächlich betrachtet ist die Sache ganz einfach. Wenn man gegen Bochum und Hertha in der Vorrunde verliert, gegen Stuttgart, Bielefeld und Wolfsburg nicht gewinnt, um dann in der Rückrunde gegen Bielefeld, Wolfsburg, Köln, Freiburg und Union zu verlieren und gegen Augsburg und Fürth Unentschieden spielt, dann hat man es einfach nicht verdient.
Alle eben genannten Mannschaften haben eins gemeinsam, man muss sie schlagen, um sich für Europa qualifizieren zu können. Zumindest die meisten innerhalb einer Saison. So etwas fällt unter den Begriff der Konstanz. Und während die SGE in der europäischen Kür wieder eine beachtenswerte Konstanz an den Tag legte, man gewann fünf Spiele und die anderen fünf wurden alle Unentschieden beendet, war die Bundesliga ein einziges auf und ab. Schwacher Start, dann berappelte man sich noch bis zur Winterpause, um dann in der Rückrunde die Performance eines Absteigers (Stand nach dem 13. Spieltag 12 Punkte, Platz 14, punktgleich mit Fürth) hinzulegen.
Hintergrund könnte sein, dass dem Kader jegliche Breite fehlt, dass sich der Trainer genötigt sah, mit einem Kader von 13, 14 Leuten durch die Saison zu kommen. Im Detail:
- Insgesamt hat die SGE inklusive des gestrigen Spiels 41 Pflichtspiele absolviert, 30 in der Liga, eins im DFB-Pokal und zehn in der Europa-League. Insgesamt 3690 Minuten.
- Insgesamt wurden 29 Spieler eingesetzt. Davon kamen allerdings nur 13 Spieler mehr als 1000 Minuten oder mehr als 30% der Zeit zum Einsatz. Das bedeutet, die ersten 13 Spieler des Kaders hatten im Durchschnitt 2.577 Minuten (70%) Einsatzzeit, während die übrigen 16 Akteure durchschnittlich 459 Minuten oder 12% Spielzeit hatten.
- Um es auf den Punkt zu bringen, dem Kader 2021/22 fehlt es an zweierlei: an der Spitze in der Spitze und an der Breite im gesamten Kader, um Spielern wie Sow, N’Dicka, Borré, Hinteregger und Kostic mal eine Pause geben zu können.
- Zuletzt noch die 13 Leistungsträger: Kevin Trapp (39 Spiele, 3.540 Minuten), Evan N’Dicka (38, 3.390), Djibril Sow (37, 3.172), Rafael Borré (40, 3.105), Filip Kostic (36, 3.094), Martin Hinteregger (34, 2.852), Daichi Kamada (39, 3.832), Tuta (31, 2.619), Kristijan Jakic (33, 2.554), Jesper Lindström (36, 2.438), Makoto Hasebe (22, 1.448), Timmy Chandler (20, 1.375) und Jens Petter Hauge (31, 1.080).
- Nicht dabei u.a. Ansgar Knauff (13, 930), Danny da Costa (13, 833) und Sebastian Rode (23, 828)
Und das (neudeutsche) Learning aus diesen Daten?
- Für eine reine Bundesligasaison war der Kader ok, dann wäre wohl mehr Konstanz nach der Kennenlern- und Probierphase möglich gewesen. Für die Doppelbelastung zweier Wettbewerbe ist der Kader auf neuralgischen Positionen, auf den Außen, im offensiven Mittelfeld, im zentral defensiven Mittelfeld, vom Sturm gar nicht zu reden, zu schmal.
- Da sich an der Platzierung in der Liga wohl nicht mehr viel ändern wird, wird man wohl versuchen, mit aller Macht ins Finale der Europa-League zu kommen und dann wird man sehen… Erstmalig zu bewundern gegen Union, als Oliver Glasner das erste Mal mehr als drei Positionen in der Rückrunde veränderte.
Dann hoffen wir mal, dass das alles so gut geht. Ich habe meine Dispositionen für den 18. Mai schon getroffen.
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Titelbild: Boris Streubel/Getty Images