Diva? Die Eintracht? Ja, klar, eine Diva! Wenn der Kick da am Sonntag in Stuttgart nicht divaesk war, dann weiß ich auch nicht mehr.
Auswärtssieg, 2:3. xG 2,61:1,39. Ballbesitz 60:40. Zweikämpfe 44:56. Ecken 8:3. Ich könnte so weiter Statistiken zitieren, denn alles bis auf Ergebnis und Zweikämpfe zeigen auf den VfB Stuttgart. Und das soll nicht heißen, dass das Spiel unserer Diva schlecht war.
Schauen wir uns das von vorne an. Es gab einige Rotation in der Aufstellung, im Vergleich zur Europaleague pausierten Dahoud, Uzun, Knauff und Götze, für sie starteten Ekitike, Dina Ebimbe, Brown und Shkiri. Und man kann sagen: das Spiel ging durchaus wild hin und her, es gab merkwürdige Szenen hier und da. So fand ich das Foul an Trapp in Minute 11 durchaus gelbwürdig, es passierte jedoch nichts, gleichauf wurden stärkere Fouls gar nicht geahndet, es fehlte mir die Linie beim Schiedsrichter-Team.
Dann kam Minute 20: Foulelfmeter für Stuttgart. Für mich mehr als zweifelhaft, da mir der Kontakt und die Bewegungsrichtung aus persönlicher Sicht nicht reichte. Der kicker, nicht so sehr bekannt für direkte, klare Ansagen, formulierte das recht süffisant im Ticker: “(…) kommt Larsson mit viel Tempo zurück und räumt Stiller ab, der clever das Bein reinstellt”. Der clever das Bein reinstellt, so so.
Aber am Ende gibt es ja so etwas wie ausgleichende Gerechtigkeit: schlechter Schuss, gute Parade, da lachte der Kevin! Und das Spiel ging weiter, mal her, mal hin, aber so rechte K.O.-Chancen gab es doch eher wenige. Bis zur Minute vor der Halbzeit. Eckitiké! Also, eine Ecke, Ekitike, zack, 0:1 zum wie üblich psychologisch wertvollsten Zeitpunkt. Ab in die Pause.
Es wurde für mich folgerichtig gewechselt, Knauff kam für Ebimbe, es war schlicht nicht sein Spiel. Und dieser Wechsel zahlte sich aus, nicht nur wegen der Torvorlage auf Brown zum 0:2 in der 55. Minute, auch wegen seiner Glanzparade später im Spiel. Und dann kam die 62. Minute, Marmoush hämmerte im 3. Pflichtspiel in Folge einen Freistoß direkt in die Maschen, 0:3. Spiel rum, sollte man glauben. Aber Diva…? Diva!
Es ging weiter hin und her (sagte ich schon, oder?) und die Stuttgarter entwickelten deutlich mehr Druck als unsere Diva vom Main. So kam es mehr oder weniger zufällig und dennoch folgerichtig zum Anschlusstreffer zum 1:3 in der 86. Minute, Vagnoman aus der 2. Reihe mit einem doch großartigen Schuss, das muss ich anerkennen. Und weil die Diva eben Diva ist folgte das 2:3 in der 90. Minute. Und es sollte ja noch 5 Minuten drauf geben.
Und irgendwie schwamm man nun bei der Diva hinten fröhlich. Stuttgart mit dem Druck, der Leidenschaft, dem Wissen: alles (aka ein Punkt) oder nichts (aka 2:4). Und sie wurden belohnt: 3:3 in der aufgrund eines Krampfes bei Theate verlängerten Nachspielzeit, in der 90.+7. Ich schrie hier gleich: warten! Obwohl ich wie ein Nervenbündel maulend um die Couch schlich. Abseits. Knapp, knapper, aber Abseits. Und dann Abpfiff.
Diva? Diva! Mal Butter bei die Fische, so einen Zwischenstand, den darfst du niemals aus der Hand geben, auch wenn es natürlich regeltechnisch korrekt 2:3 ausging. Aber sich nach der 70. so hinzugeben und nach der 86. noch viel mehr, das war für mich schwierig auszuhalten.
Was bleibt ist ein gefestigter 3. Platz (GEIL!) und ein Auswärtssieg (GEIL GEIL GEILER!) und eine Länderspielpause, die vielleicht trotz gutem Lauf mal ausnahmsweise zum genau richtigen Zeitpunkt zu kommen scheint.
Diva! Diva! Diva! Wir lieben dich.
(Titelbild: Alex Grimm/Getty Images)
Bei den Punkten, die bleiben, hast Du einen vergessen, werter Kollege – es wurde mit dem VfB Stuttgart das erste Mal seit über einem Jahr ein Champions-League-Teilnehmer geschlagen. Echte Big-Points halt.