Die Mär von der Multikultitruppe

von korken

“Es war einmal ein liebes, nettes kleines Plaudertäschchen, dass jeder, der es auch nur sah, sofort lieb hatte. Am Allerliebsten hatte das Plaudertäschchen seine liebe Eintracht, die gar nicht wusste, was sie ihm alles preisgeben sollte.

Einmal schenkte die Eintracht ihm ein tolles Gerücht. Und weil das Gerücht sich so gut verkaufen lies und dieses Gerücht gar nicht aufhören wollte zu existieren, nannte man das Plaudertäschchen nur noch Plaudergerüchtchen.

Eines Tages erzählte das Plaudergerüchtchen dann überall:
liebe Eintracht, du bist gar nicht so hessisch, wie du sagst! Du bist ja viel viel internationaler! Und die Fußballfanwelt sah dies, glaubte es und sprach: offenbächerisch und verdorben sei die Multikultitruppe der Eintracht, aus Leiharbeitern von fernen Ländern zusammengebastelt!”

Warum tat das Plaudergerüchtchen so etwas? Vielleicht, weil die liebe Eintracht keine Gerüchte mehr preisgeben wollte? Egal.

Um einmal zu schauen, was an der Mär alles dran sein könnte, war ich so frei und schaute mir (Stand 06.07.2017, 12 Uhr mittags) die Kader der Bundesligisten an. Man höre und staune: Stuttgart schafft es auf 2/3 Legionäre im Kader, Freiburg “nur” auf 1/3 Legionäre, die Eintracht liegt mit 53 % knapp über dem Bundesligaschnitt von 50 %.

Vor einem Jahr war die Verteilung der Legionäre höchstwahrscheinlich genau gleich wie heute, schon damals waren die Behauptungen, die Eintracht sei eine Multikultitruppe, absoluter Blödsinn.

Was sagt mir das nun? Was hilft mir das? Nichts, ganz offen gesagt.
Denn auf was kommt es an? Letztlich auf die Leistung, die ein Team erreicht. Letzte Saison hat man gezeigt, was möglich sein kann. Mal über, mal unter den Verhältnissen.

Diese Saison folgt wieder ein Neustart, aber einer, an dem man meiner Meinung nach bereits erkennen kann, wie die “neue Eintracht” aussehen kann. Junge Spieler, perspektivisch ausgewählt, mit gewissem Risiko mit langen Verträgen ausgestattet oder alternativ mit Kaufoptionen im Vertrag zeigen, man will vorankommen. Zuerst über die Ausbildung und die Umsetzung von Talenten in Finanzmittel, aus denen sich neue Talente generieren lassen, undsoweiter undsofort. Auch hat man erkannt, dass man Spieler braucht, die polarisieren, Spieler mit Profil, mit Ecken und Kanten. Auch hier will man nachbessern und sich verändert, verbessert aufstellen.

Zurück zur Mär der Multikultitruppe: die Eintracht darf sich wegen mir gerne mit dem Herzen von Europa im Herzen, manchmal sogar mit dem Herzen der ganzen Welt im Herzen, aufstellen. Solange die Jungs auf dem Platz eben Herz und Eintracht zeigen. Und die Eintracht darf eine Strategie im Hintergrund haben, die nicht laut herausposaunt wird. Vielleicht wird es helfen, kurzfristig, mittelfristig, langfristig.

Ich wünsche es mir. Und dann gilt natürlich wieder: “Eintracht aus Frankfurt, du schaffst es wieder, deutscher Meister zu sein.”

Bleibt sauber, genießt euer Wochenende. Man liest sich. (Ich glaub, das schreib ich jetzt immer hintendran. Und wenn es nur dazu da ist, euch zu ärgern.)

7 Gedanken zu „Die Mär von der Multikultitruppe“

  1. über Multikulti meckern und Eintracht Frankfurt International singen, dass waren mir die liebsten.

  2. Gude,
    mal ne ernstgemeinte Frage. Wieso unterstellt ihr euch selbst eine schizophrene Sichtweise?
    Krankhafte Wahrnehmungsstörungen hätte ich viel eher im südlichen Schwarzwald verortet.
    Eure Texte sind im Gegenteil seriös, wohl ausgewogen und nicht ansatzweise skurril oder verschroben.

  3. Schön geschrieben.
    Völlig egal, aus welchen Ländern die Jungs zu uns kommen, solange sie Bock darauf haben, für die SGE alles zu geben.
    Schwierig wäre es, die Spieler kämen aus Offenbach. Aber selbst hier haben wir es schon vielfach herausragend geschafft, diese entsprechend zu sozialisieren. 😉

  4. “Ich wünsche es mir. Und dann gilt natürlich wieder: „Eintracht aus Frankfurt, du schaffst es wieder, deutscher Meister zu sein.“”

    Nie im Leben nicht. Never.

  5. Hmm, natürlich ist es schwer. Aber unmöglich? Ich weigere mich, den Glauben aufzugeben. Dann bräuchte ich auch kein Fußball und schon gar nicht mehr nach der Eintracht schauen.

  6. Wenn Leicester City englischer Meister werden kann, kann theoretisch auch die Eintracht Deutscher Meister werden.

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