Gestern vor einer Woche war sie für die Eintracht beendet, die Spielzeit 2019/20. Nach einer 0:1 Niederlage gegen den FC Basel waren auch die letzten Europapokal-Fantasien ausgeträumt. Wobei ich immer mehr zu der Überzeugung komme, dass diese Niederlage alles war nur nicht schmerzhaft und unerwünscht. Denn die Tatsache, dass man nun bis zum Beginn der neuen Saison nahezu sechs Wochen Zeit hat, sich personell und inhaltlich (neu) aufzustellen könnte bei richtiger Umsetzung ein entscheidendes Pfund für die kommende Saison sein.
Denn für das dritte Jahr von Adi Hütter bei Eintracht Frankfurt kann nur gelten, jetzt alles auf Angriff zu setzen. Während das erste Jahr mit dem magischen Trio für Attacke, Spielspaß und europäische Nächte stand, war das zweite Jahr gekennzeichnet von Besitzstandswahrung. Man bemühte sich, in allen Wettbewerben so lange wie möglich dabei zu sein, was mit dem Halbfinale im DFB-Pokal und dem Achtelfinale in der Europa-League auch ganz gut gelang. Und in der Liga bekam man mit Platz neun am Ende auch die Kurve.
Dennoch zeichnete gerade die Transferpolitik des Sommers 2019 und auch die der folgenden Winterpause 2019/20 eine beachtenswerte Mutlosigkeit aus. Man kaufte kaum Perspektivspieler, sondern nahezu ausschließlich gestandene Akteure, die als Soforthilfen gedacht waren. Das funktionierte so leidlich, führte aber zu zweierlei: einerseits war die Mannschaft und der Club plötzlich nicht mehr so spannend und andererseits waren die Spiele viel holpriger und weniger mitreißend. Es passierte einfach nichts überraschendes mehr. Gut, mit einer Ausnahme. So lange Kostic in Form war machte er den Unterschied und die besonderen Sachen.
Und nun? Die ersten Zugänge stehen fest. Ein Routinier (Zuber) kommt aus Hoffenheim, der die bisher unterbesetzte rechte Offensive stärken könnte. Dazu kommt mit Ache ein wirklich interessanter Stürmer, der deutlich mehr Tempo ins Spiel bringen könnte. Zurück von ihren Leihstationen sind Tuta, Joveljic, Willems und Falette. Zalazar wurde bereits wieder verliehen, dieses Mal nach Santa Paula.
Was bleibt? Es bleibt, den Verantwortlichen mehr Mut zu wünschen. Mut, mal wieder den unbekannten jungen Wilden zu suchen anstatt den nächsten Routinier. Dabei ist vollkommen klar, dass der eine oder andere Leistungsträger noch gehen könnte. Aber wenn das passiert, kann man das allemal besser verkaufen, wenn dafür zwei, drei Perspektivspieler kommen als wenn da nur 1:1 am besten noch positionsgetreu getauscht wird.
Und ja, ich würde den Kader signifikant umgestalten. Man kann nach heutigem Stand davon ausgehen, dass Rönnow gehen will, Wiedwald gehen soll, Falette keine Lust hat, dritter ‘linker’ Innenverteidiger zu sein. Bei Willems bleibt die Frage, ob Hütter ihm noch eine Chance geben will, Durm hat bisher überhaupt noch nicht überzeugt. Ilsanker halte ich für einen Fehleinkauf, der aber als Backup wohl bleiben wird. Cavar wurde wohl (im Training) gewogen und für zu leicht befunden, bei Joveljic und Makanda muss man abwarten. Das wären nach meiner Rechnung sieben bis acht Abgänge.
Auf der anderen Seite bräuchte man einen oder (wenn unser U19-Keeper als zu schwach gesehen wird) zwei neue Torleute, perspektivisch noch einen Innenverteidiger, der die Planstelle(n) von Abraham und Hasebe abdecken könnte. Das Mittelfeld defensiv und offensiv scheint mir gut genug besetzt, vorausgesetzt Kamada bleibt und Barkok zeigt so langsam, dass er nicht nur ein Talent ist. Der Sturm ist nominell stark, das müsste eigentlich langen.
Falls noch Stammkräfte abwandern wollten, müsste man sicher reagieren. Vor allem, wenn es sich um Hinteregger oder Kostic handeln sollte. Ansonsten wäre es toll, wenn Ben Manga mal wieder eins bis fünf Rohdiamanten von der Güteklasse N’Dicka anbringen würde…
Die ganze Umgestaltung des Kaders sollte wieder dazu führen, dass der Stil der Saison 2018/19 wieder mehr zum Markenzeichen der Eintracht wird, eklig zu bespielen, immer aggressiv und gern spektakulär unterwegs. Dann wird es auch was mit Europa. Oder dem Pokal. Oder beidem. Oder…
Im Prinzip gebe ich dir recht … aber alles nicht ganz so einfach “in diesen Zeiten”❗
Thomas Klotz,
gerade solche Zeiten rufen aber nach mehr Mut bei der Kaderzusammenstellung.